Traduction
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Summe der Theologie
Dritter Artikel. Die bestimmende Kraft in Gott rücksichtlich der geschöpflichen Vernunft.
a) Gott scheint die geschaffene Vernunft nicht unmittelbar zu bethätigen. Denn: I. Die Thätigkeit der geschaffenen Vernunft ist von dieser selbst, in welcher sie ist. Diese Thätigkeit hat nämlich ihren Abschluß nicht außen, wie das Feuer oder das Sägen. (9 Metaph.) Die Thätigkeit dessen aber, was von einem Anderen her bewegt oder bethätigt wird, ist nicht von dem Thätigseienden selber, sondern geht vom Bewegenden aus und hat ihren Abschluß demnach außerhalb des Bewegenden oder Bestimmenden. Die Vernunft also wird ihrer wesentlichen Anlage nach nicht von einem anderen her bethätigt oder bestimmt. Also bestimmt Gott unmöglich die Vernunft. II. Die Thätigkeit oder Bewegung der Vernunft ist ihr thatsächliches Erkennen selber. Dazu ist das hinreichende Princip aber das Licht, welches der Vernunft innewohnt. Also bedarf es dazu keines weiteren Bewegenden. III. Wie der Sinn bewegt wird vom sinnlich wahrnehmbaren Gegenstande, so die Vernunft vom geistig Erkennbaren. Gott aber ist kein geistig erkennbarer Gegenstand für die geschöpfliche Vernunft. Auf der anderen Seite sagt der Psalmist (93, 10.) von Gott: „Der da lehrt dem Menschen das Wissen.“ Also bestimmt und bethätigt Gott die menschliche Vernunft wie der Lehrer die Vernunft des Schülers.
b) Ich antworte: Wie in den körperlichen Bewegungen als das bewegende Princip Jenes bezeichnet wird, was die Form oder die Richtung giebt; so wird derjenige als der die Vernunft Bewegende oder Bestimmende bezeichnet, welcher die Form und somit das Princip für die vernünftige Thätigkeit, also für die Bewegung der Vernunft verleiht. Nun giebt es aber für die vernünftige Thätigkeit im Erkennenden ein doppeltes Princip: das eine ist das Erkenntnisvermögen oder die Erkenntniskraft; und das andere ist die Ähnlichkeit des erkannten Gegenstandes im Erkennenden: die Idee. Bestimmen oder bethätigen und somit bewegen die Vernunft also wird jener, der dem Erkennenden die Erkenntniskraft giebt oder der ihm die Ähnlichkeit mit dem erkannten Gegenstande in das Innere der Vernunft einprägt. In beider Weise bestimmt Gott nun die menschliche Vernunft. Denn Er ist das erste vom Stoffe am allermeisten seinem ganzen Wesen nach losgelöste Sein. Und weil die vernünftige Erkenntnis und Erkennbarkeit auf derselben Stufe steht wie die Stofflosigkeit, so folgt, daß Gott unter allen erkennenden Wesen das allererste ist. Da nun das Erste in jeder Seinsart, jenes nämlich, was die Vollkommenheit der Seinsart dem Wesen nach in sich einschließt, — wie das Feuer z. B. die Wärme, das Licht die Helle, — die Ursache bildet von allen übrigen Abstufungen in dieser Seinsart, so ist Gott die Ursache aller Erkenntniskraft. Und da Gott wieder das erste Sein ist und alle Dinge in Ihm vorher existieren wie in der ersten Ursache, so muß in Ihm Alles in erkennbarer Weise sein, nämlich nach seiner Seinsbeschaffenheit. Denn wie die erkennbaren Gründe aller Dinge zu allererst in Gott sind und von Ihm ausfließen in die anderen Vernunftkräfte, damit diese thatsächlich erkennen; so fließen sie gleichermaßen in die Kreaturen aus, damit diese für sich bestehen. So also bestimmt Gott die geschöpfliche Vernunft: 1. indem Er natürliche oder übernatürliche Erkenntniskraft giebt; 2. indem Er ihr die Erkenntnisformen oder Ideen einprägt; und 3. dies Alles im Sein bewahrt und erhält.
c) I. Die vernünftige Thätigkeit geht von der geschöpflichen Vernunft zwar aus, innerhalb deren sie ist, wie von der untergeordneten Ursache; von Gott wie von der ersten. Denn Er giebt dem Erkennenden, daß er verstehen oder erkennen kann. II. Dieses Erkenntnislicht mit der Idee zusammen ist hinreichendes Princip für das Erkennen; aber ein untergeordnetes; abhängig vom ersten. III. Das Erkennbare bestimmt unsere Vernunft, indem es gewissermaßen seine Ähnlichkeit ihr einprägt, durch die es verstanden werden kann. Die Ähnlichkeiten oder Ideen aber, die Gott der geschaffenen Vernunft einprägt, genügen nicht, damit Gott selber kraft seines Wesens erfaßt werde. (Kap. 56, Art. 3.) Gott ist also in sich selber für uns nicht erkennbar; und doch bethätigt er unsere Vernunft.
Edition
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Summa theologiae
Articulus 3
Iª q. 105 a. 3 arg. 1
Ad tertium sic proceditur. Videtur quod Deus non moveat immediate intellectum creatum. Actio enim intellectus est ab eo in quo est, non enim transit in exteriorem materiam, ut dicitur in IX Metaphys. Actio autem eius quod movetur ab alio, non est ab eo in quo est, sed a movente. Non ergo intellectus movetur ab alio. Et ita videtur quod Deus non possit movere intellectum.
Iª q. 105 a. 3 arg. 2
Praeterea, id quod habet in se principium sufficiens sui motus, non movetur ab alio. Sed motus intellectus est ipsum intelligere eius, sicut dicitur quod intelligere vel sentire est motus quidam, secundum philosophum, in III de anima. Sufficiens autem principium intelligendi est lumen intelligibile inditum intellectui. Ergo non movetur ab alio.
Iª q. 105 a. 3 arg. 3
Praeterea, sicut sensus movetur a sensibili, ita intellectus ab intelligibili. Sed Deus non est intelligibilis nobis, sed nostrum intellectum excedit. Ergo Deus non potest movere nostrum intellectum.
Iª q. 105 a. 3 s. c.
Sed contra, docens movet intellectum addiscentis. Sed Deus docet hominem scientiam, sicut dicitur in Psalmo. Ergo Deus movet intellectum hominis.
Iª q. 105 a. 3 co.
Respondeo dicendum quod, sicut in motibus corporalibus movens dicitur quod dat formam quae est principium motus; ita dicitur movere intellectum, quod causat formam quae est principium intellectualis operationis, quae dicitur motus intellectus. Operationis autem intellectus est duplex principium in intelligente, unum scilicet quod est ipsa virtus intellectualis, quod quidem principium est etiam in intelligente in potentia; aliud autem est principium intelligendi in actu, scilicet similitudo rei intellectae in intelligente. Dicitur ergo aliquid movere intellectum, sive det intelligenti virtutem ad intelligendum, sive imprimat ei similitudinem rei intellectae. Utroque autem modo Deus movet intellectum creatum. Ipse enim est primum ens immateriale. Et quia intellectualitas consequitur immaterialitatem, sequitur quod ipse sit primum intelligens. Unde cum primum in quolibet ordine sit causa eorum quae consequuntur, sequitur quod ab ipso sit omnis virtus intelligendi. Similiter cum ipse sit primum ens, et omnia entia praeexistant in ipso sicut in prima causa, oportet quod sint in eo intelligibiliter secundum modum eius. Sicut enim omnes rationes rerum intelligibiles primo existunt in Deo, et ab derivantur in alios intellectus, ut actu intelligant; sic etiam derivantur in creaturas ut subsistant. Sic igitur Deus movet intellectum creatum, inquantum dat ei virtutem ad intelligendum, vel naturalem vel superadditam; et inquantum imprimit ei species intelligibiles; et utrumque tenet et conservat in esse.
Iª q. 105 a. 3 ad 1
Ad primum ergo dicendum quod operatio intellectualis est quidem ab intellectu in quo est, sicut a causa secunda, sed a Deo sicut a causa prima. Ab ipso enim datur intelligenti quod intelligere possit.
Iª q. 105 a. 3 ad 2
Ad secundum dicendum quod lumen intellectuale, simul cum similitudine rei intellectae, est sufficiens principium intelligendi; secundarium tamen, et a primo principio dependens.
Iª q. 105 a. 3 ad 3
Ad tertium dicendum quod intelligibile movet intellectum nostrum, inquantum quodammodo imprimit ei suam similitudinem, per quam intelligi potest. Sed similitudines quas Deus imprimit intellectui creato, non sufficiunt ad ipsum Deum intelligendum per essentiam, ut supra habitum est. Unde movet intellectum creatum, cum tamen non sit ei intelligibilis, ut dictum est.