• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae

Übersetzung ausblenden
Summe der Theologie

Dritter Artikel. Der niedrigere Engel kann nicht den höheren erleuchten.

a) Dagegen spricht: I. Die Kirche leitet sich vom himmlischen Jerusalem ab, „das unsere Mutter ist“ (Gal. 3.), und ist dem himmlischen Jerusalem, d. h. dem Engelreiche ähnlich. In der Kirche aber werden die Vorsteher auch von seiten der Untergebenen erleuchtet und belehrt; wie Paulus sagt (1. Kor. 14.): „Ihr könnt alle, ein jeder nämlich, prophezeien, damit alle lernen und alle ermahnen.“ Also ist dies auch bei den Engeln der Fall. II. Die Körperwelt hängt von dem Willen Gottes ebenso ab, wie die Geisterwelt. In der ersteren aber macht Gott Manches außerhalb der natürlichen Ordnung. Also kann Er auch in der Geisterwelt die niedrigen Geister ohne Vermittlung von seiten der höheren erleuchten; und diese werden dann, von Gott selber erleuchtet, den höheren ihr Licht mitteilen. III. Der eine Engel erleuchtet den anderen dadurch, daß er sich zu diesem wendet. Da aber dieses Sich-Zuwenden freiwillig ist, so kann der höchste Engel mit Übergehung der Zwischenreihen sich zu dem am tiefsten stehenden wenden; und dieser würde dann die höher als er stehenden erleuchten können. Auf der anderen Seite sagt Dionysius (5. coel. hier.): „Dies ist das Gesetz der Gottheit, welches unverrückbar feststeht, daß nämlich das Niedrigere zu Gott geführt wird vermittelst des Höheren.“

b) Ich antworte, die niedrigeren Engel werden immer erleuchtet von den höheren; letztere nie von den niedrigeren. Und der Grund davon ist, daß eine Ursache unter der anderen steht und eine Seinsordnung im Bereiche der anderen enthalten ist. Wie also die eine Ursache zur anderen in Beziehung steht, so die eine Ordnung im Sein zu der anderen. Und deshalb ist es nicht unzulässig, wenn bisweilen etwas geschieht außerhalb des Bereiches und der Ordnung der niederen Ursache, dabei aber es zur höheren in Beziehung tritt; wie in den menschlichen Dingen das Gebot des Stadtoberhauptes beiseite gelassen werden kann, damit man dem Fürsten des ganzen Staates gehorche. Deshalb also geschieht es, daß bisweilen Gott außerhalb des Bereiches der körperlichen Naturordnung etwas in Weise eines Wunders wirkt, damit Er die Menschen auf Sich selber beziehe, zu seiner Erkenntnis hinlenke. Das Beiseitelassen der naturgemäßen Ordnung aber, so wie sie den geistigen Substanzen gebührt, gehört in keiner Weise dazu, die Menschen zu Gott hinzulenken; da uns die Art und Weise der engelhaften Thätigkeit nicht wie die Thätigkeit der sichtbaren Dinge bekannt ist. Deshalb also wird die Ordnung, wie sie den geistigen Substanzen gebührt, nie von Gott außer acht gelassen und die niederen werden immer durch die höheren bewegt, nicht aber umgekehrt.

c) I. In etwa ahmt die kirchliche Hierarchie die himmlische nach; nicht aber vollkommen. Denn in der letzteren ist der ganze maßgebende Grund für die betreffende Ordnung in den Geistern die Nähe in Beziehung auf Gott. Und deshalb sind die Gott näherstehenden Geister sowohl auf einer höheren Stufe des Seins als auch im Wissen vollendeter, so daß niemals die höheren Geister von den niedrigeren erleuchtet werden können. In der kirchlichen Rangordnung aber sind bisweilen die in Heiligkeit Gott näher Stehenden auf der niedrigsten Stufe und ragen durch Wissen keineswegs hervor; und andere stehen höher in einem Punkte des Wissens, nicht aber in einem anderen. Und deshalb können da die höher Stehenden von denen auf einer tieferen Stufe belehrt werden. II. Daß Gott im Bereiche des Körperlichen Manches thut, was außerhalb der natürlichen Ordnung steht, hat seinen besonderen Grund, wie oben gesagt worden. III. Freilich wendet sich der Engel immer kraft seines Willens zum anderen Engel, um ihn zu erleuchten. Aber dieser Wille ist durch das Gesetz Gottes geregelt, der eine gewisse Ordnung aufgestellt hat.

Edition ausblenden
Summa theologiae

Articulus 3

Iª q. 106 a. 3 arg. 1

Ad tertium sic proceditur. Videtur quod Angelus inferior superiorem illuminare possit. Ecclesiastica enim hierarchia derivata est a caelesti, et eam repraesentat, unde et superna Ierusalem dicitur mater nostra, Gal. IV. Sed in Ecclesia etiam superiores illuminantur ab inferioribus et docentur; secundum illud apostoli, I ad Cor. XIV, potestis omnes per singulos prophetare, ut omnes discant, et omnes exhortentur. Ergo et in caelesti hierarchia superiores ab inferioribus possunt illuminari.

Iª q. 106 a. 3 arg. 2

Praeterea, sicut ordo corporalium substantiarum dependet ex Dei voluntate, ita et ordo substantiarum spiritualium. Sed sicut dictum est, Deus quandoque praeter ordinem substantiarum corporalium operatur. Ergo quandoque etiam operatur praeter ordinem spiritualium substantiarum, illuminando inferiores non per medios superiores. Sic ergo inferiores illuminati a Deo, possunt superiores illuminare.

Iª q. 106 a. 3 arg. 3

Praeterea, unus Angelus alium illuminat, ad quem se convertit, ut supra dictum est. Sed cum ista conversio sit voluntaria, potest supremus Angelus ad infimum se convertere, mediis praetermissis. Ergo potest eum immediate illuminare, et ita potest illuminare superiores.

Iª q. 106 a. 3 s. c.

Sed contra est quod Dionysius dicit hanc legem esse divinitatis immobiliter firmatam, ut inferiora reducantur in Deum per superiora.

Iª q. 106 a. 3 co.

Respondeo dicendum quod inferiores Angeli nunquam illuminant superiores, sed semper ab eis illuminantur. Cuius ratio est quia, sicut supra dictum est, ordo continetur sub ordine, sicut causa continetur sub causa. Unde sicut ordinatur causa ad causam, ita ordo ad ordinem. Et ideo non est inconveniens, si aliquando aliquid fiat praeter ordinem inferioris causae, ad ordinandum in superiorem causam, sicut in rebus humanis praetermittitur mandatum praesidis, ut obediatur principi. Et ita contingit ut praeter ordinem naturae corporalis, aliquid Deus miraculose operetur, ad ordinandum homines in eius cognitionem. Sed praetermissio ordinis qui debetur spiritualibus substantiis, in nullo pertinet ad ordinationem hominum in Deum, cum operationes Angelorum non sint nobis manifestae, sicut operationes visibilium corporum. Et ideo ordo qui convenit spiritualibus substantiis, nunquam a Deo praetermittitur, quin semper inferiora moveantur per superiora, et non e converso.

Iª q. 106 a. 3 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod ecclesiastica hierarchia imitatur caelestem aliqualiter, sed non perfecte consequitur eius similitudinem. In caelesti enim hierarchia tota ratio ordinis est ex propinquitate ad Deum. Et ideo illi qui sunt Deo propinquiores, sunt et gradu sublimiores, et scientia clariores, et propter hoc superiores nunquam ab inferioribus illuminantur. Sed in ecclesiastica hierarchia, interdum qui sunt Deo per sanctitatem propinquiores, sunt gradu infimi, et scientia non eminentes, et quidam in uno etiam secundum scientiam eminent, et in alio deficiunt. Et propter hoc superiores ab inferioribus doceri possunt.

Iª q. 106 a. 3 ad 2

Ad secundum dicendum quod non est similis ratio de hoc quod Deus agat praeter ordinem naturae corporalis, et naturae spiritualis, ut dictum est. Unde ratio non sequitur.

Iª q. 106 a. 3 ad 3

Ad tertium dicendum quod Angelus voluntate convertitur ad alium Angelum illuminandum; sed voluntas Angeli semper regulatur lege divina, quae ordinem in Angelis instituit.

  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Editionen dieses Werks
Summa theologiae
Übersetzungen dieses Werks
Summe der Theologie

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung