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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae

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Summe der Theologie

Siebenter Artikel. Kein Gut, was in der Seele sich findet, ist die Seligkeit des Menschen.

a) Dementgegen wird behauptet: I. Die Seligkeit ist irgend welches Gut des Menschen. Entweder also ist es ein äußeres Gut oder ein Gut des Körpers oder ein Gut in der Seele. Die ersten beiden Arten Güter sind wie gezeigt ausgeschlossen. Also ist die Seligkeit in der Seele. II. Begehren wir für etwas oder für jemanden ein Gut, so lieben wir vielmehr dieses „etwas“ oder diesen „jemand“ als das Gut selber; wie wir z. B. mehr den Freund lieben, dem wir Geld wünschen, als das Geld selber. Jegliches Gut aber begehrt jeder schließlich für sich selbst. Also liebt er sich selber mehr als Alles. Da nun am meisten die Seligkeit geliebt wird, ihretwillen erst wird ja alles Andere geliebt und ersehnt; so folgt, daß in einem Gute des Menschen selber die Seligkeit besteht. Nun ist sie nicht in einem Gute des Körpers; also der Seele. III. Die Vollendung ist etwas desjenigen, das da vollendet wird. Die Seligkeit aber ist die allseitige Vollendung des Menschen. Also ist sie etwas dem Menschen Zugehöriges. Sie ist aber nichts, was in seinem Körper ist. Also ist sie der Seele zugehörig und somit ein in der Seele befindliches Gut. Auf der anderen Seite ist nach Augustin (I. de doct. chris. 22.) „das, worin das ewige Leben besteht, um seiner selbst willen zu lieben“. Der Mensch aber ist nicht zu lieben um seiner selbst willen; sondern vielmehr ist, was auch immer im Menschen ist, zu lieben wegen Gott. Also in keinem Gute der Seele besteht die Seligkeit.

b) Ich antworte, daß man in zweifacher Weise vom Zwecke sprechen kann: einmal von der Sache selbst, deren Besitz wir ersehnen; und dann vom Gebrauche oder dem Besitze derselben. Wird der erstgenannte Sinn berücksichtigt, so ist unmöglich die Seele oder eine Kraft derselben der letzte Endzweck. Denn die Seele in sich selber hat Sein wie etwas, was im Vermögen ist für das Sein; aus einer wissenden dem Vermögen nach wird sie nämlich und zwar erst kraft des Einflusses vonaußen, eine wissende dem thatsächlichen Sein nach; und ebenso wird sie eine thatsächlich tugendhafte, nachdem sie das Vermögen gehabt, tugendhaft zu werden. Da nun ein Vermögen um der Thätigkeit willen vorhanden ist, wie das, was da etwas werden kann darum, damit es dies werde, so erscheint es unmöglich, daß jenes, was an und für sich nur ein Vermögen für das entsprechende Sein ist, den Charakter des letzten Endzweckes trage. Also ist es unmöglich, daß die Seele selber ihr eigener letzter Zweck sei. Und ähnlicherweise kann dies auch nichts sein, was an ihr ist: keines ihrer Vermögen nämlich und keine ihrer Thätigkeiten oder Zustände. Denn jenes Gut, welches der letzte Endzweck ist, kann nur ein Gut sein, das da alles Begehren befriedigt und vollendet. Das menschliche Begehren aber, welches nichts anderes wie der Wille ist, hat zum Gegenstande das Gut im allgemeinen; und jedes Gut, welches der menschlichen Seele innewohnt, ist nur ein Anteil am Guten und folgerichtig ein besonderes oder ein Teilgut. Nichts Derartiges kann somit der letzte Endzweck des Menschen sein. Sprechen wir jedoch vom letzten Endzwecke, insoweit dieser besessen und erreicht wird in irgend welcher Weise, so gehört allerdings zum letzten Endzwecke etwas von seiten der Seele; denn der Mensch erlangt die Seligkeit vermittelst der Seele. Die Sache also selbst, welche als letzter Zweck erstrebt wird, ist das, worin die Seligkeit besteht und was selig macht; die Erreichung oder der Besitz dieser Sache aber wird Seligkeit genannt. Deshalb muß man sagen, die Seligkeit wohl sei etwas der Seele Zugehöriges; das aber, worin die Seligkeit besteht, ist etwas außerhalb der Seele Bestehendes.

c) I. Ein Gut für die Seele ist nicht nur eines ihrer Vermögen oder Zustände oder eine ihrer Thätigkeiten, sondern auch der außen befindliche Gegenstand, der sie selig macht. Und so kann man wohl sagen, das, worin die Seligkeit bestehe, sei ein Gut der Seele. II. Die Seligkeit wird im höchsten Grade geliebt als das begehrte Gut; der Freund aber wird geliebt als der, welchem Gutes gewünscht wird. Und so, in dieser letzten Weise, liebt auch der Mensch sich selbst. Also besteht für die Liebe nicht der nämliche Grund auf beiden Seiten. Ob nun aber der Mensch etwas mehr als sich selbst aus Freundesliebe liebt, darüber wird bei Gelegenheit der Tugend der Liebe gehandelt werden. (II. Kap. 25, Art 10.) III. Soweit die Seligkeit die Vollendung der Seele ist, ist sie ein der Seele anhaftendes und innewohnendes Gut. Das aber, worin die Seligkeit besteht, ist etwas außerhalb der Seele.

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Summa theologiae

Articulus 7

Iª-IIae q. 2 a. 7 arg. 1

Ad septimum sic proceditur. Videtur quod beatitudo consistat in aliquo bono animae. Beatitudo enim est quoddam hominis bonum. Hoc autem per tria dividitur, quae sunt bona exteriora, bona corporis, et bona animae. Sed beatitudo non consistit in bonis exterioribus, neque in bonis corporis, sicut supra ostensum est. Ergo consistit in bonis animae.

Iª-IIae q. 2 a. 7 arg. 2

Praeterea, illud cui appetimus aliquod bonum, magis amamus quam bonum quod ei appetimus, sicut magis amamus amicum cui appetimus pecuniam, quam pecuniam. Sed unusquisque quodcumque bonum sibi appetit. Ergo seipsum amat magis quam omnia alia bona. Sed beatitudo est quod maxime amatur, quod patet ex hoc quod propter ipsam omnia alia amantur et desiderantur. Ergo beatitudo consistit in aliquo bono ipsius hominis. Sed non in bonis corporis. Ergo in bonis animae.

Iª-IIae q. 2 a. 7 arg. 3

Praeterea, perfectio est aliquid eius quod perficitur. Sed beatitudo est quaedam perfectio hominis. Ergo beatitudo est aliquid hominis. Sed non est aliquid corporis, ut ostensum est. Ergo beatitudo est aliquid animae. Et ita consistit in bonis animae.

Iª-IIae q. 2 a. 7 s. c.

Sed contra, sicut Augustinus dicit in libro de Doctr. Christ., id in quo constituitur beata vita, propter se diligendum est. Sed homo non est propter seipsum diligendus, sed quidquid est in homine, est diligendum propter Deum. Ergo in nullo bono animae beatitudo consistit.

Iª-IIae q. 2 a. 7 co.

Respondeo dicendum quod, sicut supra dictum est, finis dupliciter dicitur, scilicet ipsa res quam adipisci desideramus; et usus, seu adeptio aut possessio illius rei. Si ergo loquamur de ultimo fine hominis quantum ad ipsam rem quam appetimus sicut ultimum finem, impossibile est quod ultimus finis hominis sit ipsa anima, vel aliquid eius. Ipsa enim anima, in se considerata, est ut in potentia existens, fit enim de potentia sciente actu sciens, et de potentia virtuosa actu virtuosa. Cum autem potentia sit propter actum, sicut propter complementum, impossibile est quod id quod est secundum se in potentia existens, habeat rationem ultimi finis. Unde impossibile est quod ipsa anima sit ultimus finis sui ipsius. Similiter etiam neque aliquid eius, sive sit potentia, sive habitus, sive actus. Bonum enim quod est ultimus finis, est bonum perfectum complens appetitum. Appetitus autem humanus, qui est voluntas, est boni universalis. Quodlibet bonum autem inhaerens ipsi animae, est bonum participatum, et per consequens particulatum. Unde impossibile est quod aliquod eorum sit ultimus finis hominis. Sed si loquamur de ultimo fine hominis quantum ad ipsam adeptionem vel possessionem, seu quemcumque usum ipsius rei quae appetitur ut finis, sic ad ultimum finem pertinet aliquid hominis ex parte animae, quia homo per animam beatitudinem consequitur. Res ergo ipsa quae appetitur ut finis, est id in quo beatitudo consistit, et quod beatum facit, sed huius rei adeptio vocatur beatitudo. Unde dicendum est quod beatitudo est aliquid animae; sed id in quo consistit beatitudo, est aliquid extra animam.

Iª-IIae q. 2 a. 7 ad 1

Ad primum ergo dicendum quod, secundum quod sub illa divisione comprehenduntur omnia bona quae homini sunt appetibilia, sic bonum animae dicitur non solum potentia aut habitus aut actus, sed etiam obiectum, quod est extrinsecum. Et hoc modo nihil prohibet dicere id in quo beatitudo consistit, esse quoddam bonum animae.

Iª-IIae q. 2 a. 7 ad 2

Ad secundum dicendum, quantum ad propositum pertinet, quod beatitudo maxime amatur tanquam bonum concupitum, amicus autem amatur tanquam id cui concupiscitur bonum; et sic etiam homo amat seipsum. Unde non est eadem ratio amoris utrobique. Utrum autem amore amicitiae aliquid homo supra se amet, erit locus considerandi cum de caritate agetur.

Iª-IIae q. 2 a. 7 ad 3

Ad tertium dicendum quod beatitudo ipsa, cum sit perfectio animae, est quoddam animae bonum inhaerens, sed id in quo beatitudo consistit, quod scilicet beatum facit, est aliquid extra animam, ut dictum est.

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