Vierter Artikel. Nicht alle Sünden rühren beim Menschen von der Anregung des Teufels her.
a) Dagegen schreibt: I. Dionysius (4. de div. nom.): „Die Menge der Teufel verursacht alle Übel für sich und andere.“ II. Johannes 8.: „Wer Sünde thut, ist Knecht der Sünde.“ „Jenes Knecht aber,“ heißt es 2. Petr. 2., „ist jemand, von dem er besiegt worden,“ nämlich des Teufels. Also Jeder, der sündigt, ist besiegt vom Teufel. III. Gregor (4. moral. 10.): „Die Sünde des Teufels ist unheilbar; denn er fiel, während niemand ihn zur Sünde anregte.“ Wer also unter den Menschen, ohne die Anregung vom Teufel erhalten zu haben, sündigte, dessen Sünde wäre unheilbar; was falsch ist. Also alle Sünden kommen vom Teufel. Auf der anderen Seite heißt es im lib. de ecclesiast. dogm. c. 82.: „Nicht alle unsere schlechten Gedanken werden vom Teufel angeregt; sondern manchmal tauchen sie auf aus unserem eigenen freien Willen.“
b) Ich antworte, insofern der Teufel den ersten Menschen zur Sünde verführt hat und infolge dieser Sünde die ganze menschliche Natur so steckt worden ist, daß wir alle insgesamt Neigung haben zur Sünde, sei er, der Teufel, also indirekt, die Ursache aller unserer Sünden; wie wenn man sagen wolle, wer das Holz trocknet, sei Ursache der Verbrennung desselben, denn dadurch wird das Holz dem Feuer zugänglicher. Nicht aber ist der Teufel Ursache aller Sünden, weil er nun zu allen Sünden direkt überredete. Denn, sagt Origenes (3 Periarch. 2.), auch wenn der Teufel nicht wäre, begehrten die Menschen nach Speise und geschlechtlichen Freuden; und dieses Begehren könnte ungeordnet sein.
c) I. Dem ersten Ursprünge der Sünden nach ist das Wort des Dionysius wahr. II. Auch wer freiwillig sich jemandem unterwirft, wird dessen Knecht. Und so wird es der Mensch, der aus freiem Willen sündigt. III. Die Sünde des Teufels war unheilbar. Denn niemand hatte ihn angeregt. Und er hatte auch in sich keine Neigung zur Sünde, die von einer vorhergehenden Anregung verursacht worden wäre; was von der menschlichen Sünde nicht gesagt werden kann.
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