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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Prima Pars Secundae Partis
Quaestio 99

Erster Artikel. Nicht eine einzige Vorschrift, sondern deren mehrere sind im Gesetze enthalten.

a) Es scheint, das Alte Gesetz enthalte nur eine Vorschrift. Denn: I. „Gesetz“ heißt Vorschrift. (Kap. 90, Art. 2 u. 3) Nur eines aber ist das Alte Gesetz. Also. II. Röm. 13. heißt es: „Wenn ein anderes Gebot besteht, so wird es in diesem Worte erneuert und vervollständigt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Das ist aber nur eine Vorschrift. III. Matth. 7. heißt es: „Alles, was ihr wollt, daß euch die Menschen, thun, das thuet ihnen; dies ist das Gesetz nämlich und die Propheten.“ Also ist da Alles nur eine Vorschrift. Auf der anderen Seite sagt Paulus (Ephes. 2.): „Das Gesetz der Vorschriften durch Dekrete entleerend;“ und der Apostel spricht da vom Alten Gesetze, wie aus der Glosse des Ambrosius hervorgeht. Also sind viele Vorschriften im Alten Gesetze.

b) Ich antworte, die Vorschrift des Gesetzes, da sie verpflichtend ist, richte sich auf etwas, was zu geschehen hat. Daß aber etwas zu geschehen hat, dies kommt von der Notwendigkeit seitens des Zweckes her. Also offenbar schließt das Wesen der Vorschrift die Beziehung zum Zwecke ein, insoweit Jenes vorgeschrieben wird, was notwendig oder dienlich ist, um den Zweck zu erreichen. Nun sind, um einen Zweck zu erreichen, viele Dinge notwendig oder dienlich. Und sonach werden rücksichtlich verschiedener Dinge verschiedene Vorschriften gegeben, insoweit sie hingeordnet werden zu einem Zwecke. Alle Vorschriften des Alten Gesetzes also sind eine einzige, insofern sie zu einem Zwecke Beziehung haben; sie sind viele, insofern viele Dinge zu diesem Zwecke hingeordnet werden.

c) I. Damit ist dies beantwortet. Denn wie die Baukunst z.B. eine ist nach der Einheit des Zweckes, der Erbauung nämlich des Hauses, und verschiedene Vorschriften in sich enthält gemäß den verschiedenen erforderlichen Thätigkeiten; so verhält es sich auch hier. II. „Der Zweck der Vorschrift ist die Liebe“ heißt es 1. Tim. I. Das ganze „Gesetz“ nämlich strebt danach, daß es Freundschaft herstelle unter den Menschen selber und zwischen den Menschen und Gott. In der Nächstenliebe aber ist eingeschlossen die Liebe, Gottes, wenn wir den Nächsten lieben wegen Gott. Also setzt der Apostel dieses eine Gebot der Nächstenliebe für die zwei der Gottes- und Nächstenliebe, von denen der Herr sagt (Matth. 22.): „In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ III. „Freundschaftliches gegenüber dem anderen kommt aus dem Freundschaftlichen gegenüber sich selbst“, heißt es 10 Ethic 8.; so daß nämlich der Mensch sich so zum anderen verhält wie zu sich selbst. Im angeführten Texte also wird auseinandergesetzt eine gewisse Richtschnur der Nächstenliebe, die eingeschlossen ist in jener bei Matth. 19.: „Du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst.“

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