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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 2

Dritter Artikel. Etwas Übernatürliches glauben ist notwendig zum Heile.

a) Dies scheint nicht. Denn: I. Zur Vollendung und somit zum Heile eines jeden Dinges genügt, was ihm seiner Natur nach zukommt. Was aber Glaubensgegenstand ist, überragt die natürliche Vernunft des Menschen, da es nicht erscheint. Also ist es zum Heile nicht erforderlich. II. Mit Gefahr ist es verbunden, Dingen zuzustimmen, über die man nicht urteilen kann, ob sie wahr oder falsch sind, nach Job 12.: „Unter scheidet nicht das Ohr die Worte? Die Gegenstände des Glaubens aber lassen sich nicht zurückführen auf die ersten Grundprincipien, kraft deren man über Alles urteilt. III. Das Heil des Menschen ist in Gott, nach Ps. 36.: „Das Heil der Gerechten aber von Gott.“ „Das Unsichtbare Gottes aber wird als verstanden geschaut vermittelst dessen, was gemacht worden, auch seine ewige Kraft und Gottheit,“ heißt es Röm. 1. Also ist da kein Glaube, insofern Glauben kein Schauen ist. Auf der anderen Seite sagt Paulus (Hebr. 11.): „Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen.“

b) Ich antworte; bei allen zu einander in geregelter Beziehung stehenden Naturen findet man, daß zur Vollendung der niedrigeren Natur zweierlei beiträgt: Das Eine ist gemäß der eigens entsprechenden Bewegung; das Andere gemäß der Bewegung, die von der höheren Natur kommt. So bewegt sich das Wasser gemäß der seiner Natur eigens entsprechenden Bewegung zum Mittelpunkte; gemäß der Bewegung, die vom Monde kommt, aber bewegt es sich nach Ebbe und Flut um den Mittelpunkt herum. Ähnlich bewegen sich die Planeten gemäß der ihrer Natur eigens entsprechenden Bewegung von Westen nach Osten; gemäß der Bewegung des Erstbeweglichen von Osten nach Westen. Die vernünftige Natur allein aber hat unmittelbare Beziehung zu Gott. Denn die übrigen Naturen reichen nicht heran an etwas Allgemeines, sondern nur an etwas Beschränktes; indem sie an der göttlichen Güte Anteil haben, nur weil sie sind, wie die leblosen Dinge, oder weil sie leben und Beschränktes erkennen, wie die Pflanzen und Tiere. Einzig die vernünftige Natur hat, weil sie den allgemeinen Charakter des Guten und des Seins kennt, unmittelbare Beziehung zum allgemeinen Princip des Seins. Die Vollendung der vernünftigen Kreatur also besteht nicht allein darin, was ihr gemäß ihrer Natur zukommt, sondern auch darin, was ihr mitgeteilt wird infolge einer gewissen übernatürlichen Teilnahme an der göttlichen Güte. Deshalb wurde bereits früher gesagt, der letzte Endzweck des Menschen bestehe in der übernatürlichen Anschauung Gottes. Dazu kann der Mensch aber nur gelangen in der Weise eines lernenden, nach Joh. 6.: „Jeder, welcher gehört hat vom Vater und gelernt hat, kommt zu mir.“ Solcher Belehrung jedoch wird der Mensch nach dem Maße seiner Natur teilhaft nicht anders wie nach und nach, nicht auf einmal. Um aber zur vollendeten Kenntnis zu gelangen, muß ein jeder solcher lernende anfangen damit, daß er glaube: „Wer lernt, der muß zuerst glauben,“ heißt es bei Aristoteles,(l. Elench. 2.) Damit also der Mensch zur Vollendung der seligen Anschauung gelange, muß er zuerst Gott glauben, wie der Schüler dem lehrenden Meister. v) I. Weil die Natur des Menschen von einer höheren Natur abhängt, genügt zu ihrer Vollendung nicht die natürliche Kenntnis, sondern es wird auch die übernatürliche erfordert. II. Wie der Mensch kraft des natürlichen Lichtes der Vernunft den Grundprincipien zustimmt, so hat der tugendhafte kraft der Tugend ein richtiges Urteil über das, was gemäß dieser Tugend ihm zukommt. Und in dieser Weise stimmt der Mensch kraft des ihm eingegossenen Glaubenslichtes den Wahrheiten des Glaubens zu; und nicht dem Gegenteil davon. Deshalb also ist nichts Verdammenswertes in jenen, die in Christo sind, von Ihm nämlich erleuchtet durch den Glauben. III. Der Glaube nimmt in höherer Weise und mehr das Unsichtbare Gottes wahr, wie die natürliche Vernunft, die aus den bloßen Kreaturen aufsteigt zu Gott. Vgl. Ekkli. 3, 25.

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