Elfter Artikel. Die heilige Liebe erstreckt sich nicht auf die Teufel.
a) Auch die Teufel müssen wir dann lieben. Denn: I. Sie kommen mit uns gleich den Engeln in der vernünftigen Natur überein. II. Die Teufel unterscheiden sich von den Engeln nur durch die Sünde. Wir müssen jedoch (vgl. oben) die Sünder lieben. III. Die uns Wohlthaten erweisen, sollen wir als unsere Nächsten lieben. Die Teufel aber „stellen vermittelst ihrer Versuchungen unsere Himmelskronen her“ sagt Augustin. (11. de civ. Dei 17.) Also müssen wir sie lieben. Auf der anderen Seite „wird zerrissen werden euer Bund mit dem Tode; und euer Vertrag mit der Hölle wird nicht standhalten,“ sagt Isai. 28. Die Vollendung des Friedens und des Bundes vollzieht sich aber durch die Liebe. Also dürfen wir die Teufel als Werkzeuge des Todes und als Bewohner der Hölle nicht lieben.
b) Ich antworte, die Sünder müssen wir in ihrer Natur betrachtet lieben, in ihrer Sünde betrachtet hassen. Unter dem Namen „Teufel“ aber wird verstanden eine durch die Sünde verdorbene Natur. Also sind die Teufel nicht zu lieben kraft der heiligen Liebe. Und wenn nicht gerade der Name in Betracht gezogen wird, sondern die Frage auf jene Geister man bezieht, welche Teufel genannt werden, so muß man sagen, sie dürfen nicht geliebt werden wie jemand, mit dem man Freundschaft hält; denn wir können ihnen nicht das Gut des ewigen Lebens wünschen, da sie von Gott durch seine Gerechtigkeit getrennt sind und wir sonach mit diesem Wunsche uns der göttlichen Gerechtigkeit gegenüberstellten. Wir dürfen sie aber lieben wie die vernunftlosen Kreaturen, nämlich als etwas, was für einen anderen ein Gut ist; und so dürfen wir wollen, daß sie verbleiben zur Ehre Gottes und zum Nutzen der Menschen, insoweit die Teufel mit ihrer Natur Gottes Ehre verherrlichen.
c) I. Der Geist der Teufel schließt die Unmöglichkeit ein, der ewigen Seligkeit teilhaft zu werden; dies ist bei den Engeln nicht der Fall. II. Die Sünder hier auf Erden können sich noch bekehren und selig werden. III. Der Nutzen, welcher uns von seiten der Teufel zukommt, rührt nicht von deren Absicht her, sondern von der Anordnung Gottes. Dadurch also werden wir vielmehr bestimmt, Gottes Freunde zu sein, der die verkehrten Bemühungen des Teufels zu unserem Nutzen wendet.
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