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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 32

Dritter Artikel. Die geistigen Werke der Barmherzigkeit stehen voran den leiblichen.

a) Das Gegenteil scheint richtig. Denn: I. Lobwerter ist es, dem mehr Bedürftigen beizustehen. Des Körpers Natur aber ist bedürftiger wie die des Geistes. II. In den geistigen Werken der Barmherzigkeit ist immer Vergeltung; denn wer für andere betet, hat selber Verdienst: „Mein Gebet wird zu meinem Busen sich wenden,“ heißt es Ps. 34.; und wer andere lehrt, wird selbst weiser. Vergeltung aber mindert den Wert der Werke der Barmherzigkeit, nach Luk. 14.: „Wenn du ein Gastmahl giebst, so lade nicht die reichen Nachbarn ein; damit nicht etwa die Absicht vorwalte, daß sie dich wieder einladen.“ III. Zum Lobe des Almosens gehört es, daß sie dem armen Freude mache, nach Job 31.: „Wenn mich nicht sein Herz segnete“ und Phil.: „Das Herz der Heiligen hat Ruhe gefunden durch dich, Bruder.“ Dies ist aber mehr beim leiblichen Almosen der Fall. Auf der anderen Seite sagt Augustin (1. de serm. Dom. in monte 20.): „Gegeben soll werden, was weder dir noch dem anderen schadet; und wenn du ihn abweisest mit dem was er erbittet, so ist er über den gerechten Grund zu belehren, damit du ihn nicht leer entlässest; und manchmal wirst du etwas Besseres geben, wenn du jenen, der ungerechterweise um etwas fleht, besserst.“ Also ist das geistige Almosen, hier die Besserung oder Belehrung, vorzüglicher.

b) Ich antworte, man könne in doppelter Weise diese beiden Arten Almosen vergleichen: einmal an und für sich ohne Rücksicht auf Nebenumstände und danach ist das geistige Almosen besser. Dafür bestehen drei Gründe: 1. weil die geistige Gabe höher steht, nach Prov. 4.: „Eine gute Gabe will ich euch zuteilen, mein Gesetz sollt ihr nicht verlassen;“ — 2. weil der Geist, dem dadurch wohlgethan wird, höher steht wie der Körper; und wie der Mensch mehr für seine Seele wie für seinen Leib sorgen soll, so soll er auch die Seele des Mitmenschen mehr berücksichtigen wie dessen Körper; — 3. die geistige Thätigkeit selber steht voran der körperlichen, welch letztere gewissermaßen als knechtische Arbeit zu bezeichnen ist. Dann kann jedoch der Vergleich angestellt werden auf Grund von Nebenumständen; und so kann im besonderen Falle das körperliche Almosen dem geistigen vorzuziehen sein. Der hungrige ist z. B. vielmehr zu speisen wie zu belehren; und dem bedürftigen ist es vorteilhafter nach Aristoteles, Unterhaltsmittel zu bekommen wie philosophische Betrachtungen anzuhören. (3 Topic 2.)

c) I. Dem mehr bedürftigen zu geben, ist unter sonst gleichen Verhältnissen besser. Ist aber der weniger bedürftige besser und bedarf er etwas Besseres, so ist es besser, ihm zu geben. Und so ist es im vorliegenden Falle beim Vergleiche von Körper und Geist. II. Die Absicht Vergeltung zu finden, mindert den Wert des Almosens; sonst aber mindert die Vergeltung den Wert des Almosens nicht. So sagt Sallust (Catil.) von Cato: „Je weniger er den Ruhm suchte, desto mehr folgte er ihm.“ Und so ist es hier. Jedoch mindert auch die Absicht,in geistigen Gütern reicher zu werden, nicht das Verdienst; wie dies allerdings mit der Absicht auf körperliche Güter der Fall ist. III. Das Verdienst des Almosengebers wird bemessen danach, worin vernünftigerweise der Wille des empfangenden ruhen müßte; nicht danach, worin derselbe wirklich ruht, wenn er ungeordnet ist.

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