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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 37

Erster Artikel. Die Zwietracht ist eine Sünde.

a) Dies scheint nicht. Denn: I. Nicht nach dem Nämlichen trachten wie der andere, kann keine Sünde sein; der Wille nämlich des anderen ist keine Regel für uns. Das aber will Zwietracht besagen: ein zweispaltiges Trachten. II. Act. 23. steht geschrieben: „Paulus aber, der da wußte, daß der eine Teil Sadducäer waren und der andere Pharisäer, rief in der Versammlung aus: Brüder, ich bin Pharisäer und der Sohn von Pharisäern; wegen der Hoffnung und wegen der Auferstehung der Toten stehe ich hier vor Gericht. Und da er dies gesprochen, entstand Zwietracht unter den Pharisäern und Sadducäern.“ Wäre Zwietracht aber Sünde, so hätte Paulus nicht zu ihrer Entstehung mitwirken dürfen. III. Sünde und zumal Todsünde findet sich nicht in heiligen Männern, Act. 15. aber heißt es: „Und Zwietracht entstand zwischen Barnabas und Paulus.“ Auf der anderen Seite sagt Paulus (5. Gal.): „Wer Solches thut, wird das Reich Gottes nicht besitzen,“ und darunter wird auch die Zwietracht aufgeführt.

b) Ich antworte, die Zwietracht sei der Eintracht entgegengesetzt. Diese aber ist eine Wirkung der heiligen Liebe, welche vieler Herzen in eins verbindet, nämlich zum Streben nach“ dem Besitze des göttlichen Gutes und dann zur Fürsorge für das Gute im Nächsten. Insoweit also die Zwietracht widerstreitet solcher Eintracht, ist sie Sünde. Dabei muß jedoch bemerkt werden, diese Eintracht werde durch die Zwietracht entweder an und für sich gestört oder auf Grund von etwas Äußerlichem. „An und für sich“ gilt in der menschlichen Thätigkeit etwas, insoweit selbige durch eine bestimmte Absicht geleitet wird. Wer also mit Wissen und Vorbedacht sich trennt in seinem Meinen vom göttlichen Gute und vom Guten im Nächsten, wo er derselben Meinung mit sein sollte, der begeht an und für sich die Sünde der Zwietracht; und diese Sünde ist, als entgegen der heiligen Liebe, in ihrer „Art“ Todsünde, wenn auch die ersten Bewegungen wegen ihrer Unfertigkeit nur läßliche Sünden vorstellen. „Auf Grund von etwas Äußerlichem“ aber findet sich etwas in einer menschlichen Thätigkeit, wenn es außerhalb der Absicht des handelnden geschieht. Ist also die Absicht verschiedener Menschen auf das göttliche Gute oder das des Nächsten gerichtet; der eine aber meint, dieses Mittel führe besser zum Zwecke, der andere dagegen hat die Überzeugung, das Gegenteil sei besser; — so ist eine solche Zwietracht keine Sünde; es müßte denn ein Irrtum dabei sein mit Rücksicht auf das, was zum Heile notwendig ist oder es müßte unmäßige Hartnäckigkeit auf einer Seite vorwalten. Die Eintracht als Wirkung der Liebe ist ja keine Einheit in den Meinungen, sondern Einheit im Willen.

c) I. Der Wille des einen ist allerdings nicht Richtschnur für den anderen. Aber insofern der Wille des Nächsten Gottes Willen anhängt, wird er Richtschnur, selbst geregelt von der ihm eigenen Regel. Einem solchen Willen also müßte man folgen. II. Wie der Wille des Menschen, der Gott anhängt, eine gewisse gerade Richtschnur ist, von der abzuweichen Sünde wäre, so ist der verkehrte Wille des Menschen eine verkehrte Regel, von der abzuweichen etwas Gutes ist. Zwietracht also machen, durch welche die von der Liebe gewirkte Eintracht gestört wird, ist schwere Sünde; weshalb Prov. 6. es heißt: „Sechs Dinge sind es, die der Herr haßt, und das siebente verabscheut seine Seele; denjenigen nämlich, der Zwietracht säet unter Brüdern.“ Zwietracht aber machen, durch welche die schlechte, vom bösen Willen hergestellte Eintracht zerstört wird, ist lobwert. Und so verdiente Paulus Lob, daß er Zwietracht unter denen hervorbrachte, die im Bösen geeint waren; weshalb auch der Herr sagt Matth. 10.: „Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ III. Jene Zwietracht war nicht beabsichtigt, sondern auf Grund äußerlicher Umstände. Jeder wollte das Gute; Paulus aber in anderer Weise wie Barnabas, was eine Folge der menschlichen Schwäche ist. Die göttliche Vorsehung jedoch hat dies so geordnet, damit größerer Nutzen erfolge.

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