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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 51

Zweiter Artikel. Das gute Beraten ist eine von der eigentlichen Klugheit verschiedene Tugend.

a) Das Gegenteil wird behauptet. Denn: I. Sache des klugen ist es, sich gut zu beraten. Also ist da kein Unterschied. II. Der Zweck giebt den Unterschied für die menschlichen Thätigkeiten. Zu demselben Zwecke aber, nämlich nicht zu einem besonderen, sondern zum Zwecke des ganzen menschlichen Lebens, gehört das gute Beraten und die Klugheit. (6 Ethic. 11.) III. Untersuchen und endgültig bestimmen gehört im Bereiche der Wissenschaft zu der gleichen Wissenschaft. Also gilt dies auch für den Bereich der menschlichen Thätigkeit. Nun ist gut beraten dasselbe wie untersuchen; und endgültig bestimmen dasselbe wie urteilen und vorschreiben; also wie die Klugheit. Somit ist es die nämliche Tugend: „gut Beraten“ und die Klugheit. Auf der anderen Seite schreibt (6 Ethic. 9.) die Klugheit vor; dies aber kommt dem guten Beraten nicht zu.

b) Ich antworte, die Tugend mache recht eigentlich die menschliche Thätigkeit zu einer guten. Also nach der Verschiedenheit in den Thätigkeiten besteht ein Unterschied in der Tugend, zumal wenn die Thätigkeiten nicht gleichermaßen den Charakter des Guten tragen. Denn wäre wesentlich dieselbe Güte in zwei Thätigkeiten, so würden letztere zu der gleichen Tugend gehören; wie von der nämlichen Güte wesentlich abhängt die Zuneigung und das Verlangen und somit dies zu der einen Tugend der heiligen Liebe gehört. Die Thätigkeiten aber der Vernunft, die sich auf ein Werk beziehen, sind verschieden und haben nicht den nämlichen Charakter der Güte. Denn von einer anderen Quelle her kommt das gute Beraten im Menschen und von einer anderen das Urteilen und wieder von einer anderen das Vorschreiben, so daß diese Thätigleiten manchmal voneinander getrennt sind. Also muß da auch die entsprechende Tugend von der anderen verschieden sein. Und wie das gute Beraten Beziehung hat zum Vorschreiben als zum Hauptsächlicheren, so ist die Klugheit die leitende Tugend; ohne die das gute Beraten keine Tugend wäre, wie auch die moralischen Tugenden ohne Klugheit nicht bestehen und die übrigen Tugenden nicht ohne die heilige Liebe.

c) I. Die Klugheit schreibt das Beraten vor; die Tugend des guten Beratens ist dementsprechend thätig. II. Behufs des letzten Endzweckes geht das gute Beraten vorher, das Urteilen folgt, das Vorschreiben berührt unmittelbar den Zweck; so daß hier wohl der nämliche Zweck, aber verschiedene Beziehung zu selbem besteht. Zudem hat das gute Beraten noch einen näheren Zweck: das Auffinden des Zweckdienlichen; und ebenso das Urteilen und die Gewißheit. Das gute Beraten also ist eine Tugend, aber eine der Klugheit untergeordnete. III. Auch im Bereiche des Wissens ist eine andere Wissenschaft die Dialektik, welche zum Auffinden, zum Untersuchen da ist; und die beweisende Wissenschaft, welche die Wahrheit aufstellt.

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