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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 56

Erster Artikel. Es war nicht zukömmlich, daß unter den zehn Geboten keines auf die Klugheit sich beziehe.

a) Wohl hätte eines der zehn Gebote auf die Klugheit sich richten müssen. Denn: I. Die Klugheit ist eine der einflußreichsten Tugenden. Also mußte sie vorgeschrieben werden. II. Im Evangelium wird ein Gebot gegeben rücksichtlich der Klugheit: „Seid klug wie die Schlangen,“ heißt es Matth. 10. Warum also nicht in den zehn Geboten, die doch im Evangelium enthalten sind? III. In den sonstigen Teilen des Alten Bundes, die ja zu den zehn Geboten in Beziehung stehen, werden Gebote gegeben über die Klugheit: „Stütze dich nicht auf deine Klugheit,“ (Prov. 3.) und: „Deine Wimpern sollen deinen Schritten vorausgehen.“ (Prov. 4.) Die Beziehung zu den zehn Geboten aber drückt Malachias aus (ult. 4.): „Seid eingedenk des Gesetzes Moses, meines Knechtes, das ich ihm gegeben habe auf Horeb.“ Also mußte unter den zehn Geboten eines die Klugheit betreffen. Auf der anderen Seite steht die Schrift.

b) Ich antworte, die zehn Gebote seien dem ganzen Volke gegeben worden und mußten deshalb allem Verständnisse zugänglich sein als zur natürlichen Vernunft gehörig. Zum natürlichen Bereiche der leitenden Vernunft aher gehören zumal die Zweckrichtungen des menschlichen Lebens, die ja ebenso Principien sind für das praktisch-thätige Leben wie die spekulativen Principien dies sind für das reine Wissen. Die Klugheit aber beschäftigt sich nicht mit dem Zwecke, sondern mit dem Zweckdienlichen. Also durfte kein Gebot direkt über die Klugheit gegeben werden; in deren Bereich jedoch alle zehn Gebote fallen, insoweit die Klugheit die gesamte menschliche Thätigkeit leitet.

c) I. Freilich ist die Klugheit in ihrem Wesen betrachtet, schlechthin also, die hauptsächlichste unter den moralischen Tugenden. Aber die Gerechtigkeit richtet sich in mehr hervorragender Weise auf einen gewissen Punkt, nämlich auf den Charakter des Geschuldeten, was erfordert wird für ein Gebot. Also müssen die Hauptgebote sich weit mehr auf die Gerechtigkeit beziehen wie auf die Klugheit. II. Die Lehre des Evangeliums ist die Lehre der Vollkommenheit. Also mußte durch sie der Mensch in mehr vollkommener Weise über alles zum tugendhaften Leben Erforderte unterrichtet werden, sei es im Bereiche der Zweckrichtungen selber oder des nur Zweckdienlichen. Deshalb steht da ein Gebot auch über die Klugheit. III. Die anderen Teile des Alten Testamentes haben zum Zwecke die zehn Gebote. Also konnten ganz wohl in den späteren Büchern die Menschen über die Klugheit unterrichtet werden, die auf das Zweckdienliche geht.

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