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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 83

Dritter Artikel. Gebet ist ein Akt der Gottesverehrung.

a) Dies scheint nicht so. Denn: I. Die Gottesverehrung ist im Willen; das Gebet in der Vernunft, Also ist letzteres kein Akt der Gottesverehrung. II. Der Akt der äußeren Gottesverehrung, der latria, ist geboten; nicht aber das Gebet, das aus reinem guten Willen hervorgeht. III. Die Gottesverehrung bringt der göttlichen Natur einen Kult und Ceremonien dar. Das Gebet aber bringt Gott nichts dar, sondern verlangt von Ihm. Also. Auf der anderen Seite heißt es Ps. 140.: „Mein Gebet steige nach oben, wie der Weihrauch, vor Dein Antlitz;“ wozu die Glosse bemerkt, „um dies vorzubilden sei im Alten Bunde Weihrauch dargebracht worden zu angenehmem Duft dem Herrn;“ dies gehört aber zur Gottesverehrung.

b) Ich antworte, wodurch dem Herrn Ehrfurcht erwiesen wird, das gehöre zur Gottesverehrung. Durch das Gebet aber unterwirft sich der Mensch Gott und bekennt, er bedürfe seiner wie des Urhebers alles Guten. Also ist so recht eigentlich das Gebet ein Akt der Gottesverehrung.

c) I. Der Wille setzt die anderen Vermögen zu deren Zwecke hin in Bewegung. Die Gottesverehrung also, die ihren Sitz im Willen hat, regelt die Thätigkeiten der anderen Vermögen gemäß und zum Zwecke der Ehrfurcht vor Gott. Nun steht die Vernunft dem Willen am nächsten. Also unter allen Akten der Gottesverehrung ist nach der Andacht, die im Willen ist, das Gebet in der Vernunft der hauptsächliche, wodurch die Gottesverehrung die Vernunft zu Gott hinbewegt. II. Nicht nur zu bitten um das, wonach wir verlangen, sondern auch m der rechten Weise etwas zu verlangen, fällt unter das Gebot. Verlangen nun fällt unter das Gebot der Liebe; beten aber unter das der Gottesverehrung; und dieses Gebot berichtet Matth. 7.: „Betet und ihr werdet empfangen.“ III. Durch das Beten übergiebt der Mensch seinen Geist Gott und stellt Ihm denselben vor. Wie aber der menschliche Geist den Vorrang hat vor den äußeren Dingen und den Gliedern, soweit diese Gott verehren, so steht das Gebet voran den übrigen Akten der Gottesverehrung.

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