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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 89

Zweiter Artikel. Es ist erlaubt, zu schwören.

a) Dies scheint nicht. Denn: I. Matth.,5. heißt es: „Ich aber sage euch, ihr sollt gar nicht schwören und Jak. 5. wird gesagt: „Vor Allem, meine Brüder, schwöret nicht.“ II. Was vom Übel ist, das scheint unerlaubt zu sein. Denn „ein schlechter Baum kann nicht gute Früchte hervorbringen.“ Der Eid aber ist nach dem Worte des Herrn (Matth. 5, 37.) vom Übel: „Euere Rede sei: Ja, ja; nein, nein; — alles Übrige ist vom Übel.“ III. Ein sichtbares Zeichen der göttlichen Vorsehung haben wollen, heißt Gott versuchen; was durchaus verboten ist, nach Deut. 6.: „Du sollst Gott deinen Herrn nicht versuchen.“ Wer aber schwört, der will ein ausdrückliches Zeichen der göttlichen Vorsehung haben; denn er fordert ein göttliches Zeugnis, welches doch nur in einem augenscheinlichen, allen deutlichen Begebnisse bestehen kann. Auf der anderen Seite heißt es Deut. 6.: „Den Herrn, deinen Gott sollst du fürchten und bei seinem Namen schwören.“

b) Ich antworte, es könne ein Ding an sich etwas Gutes sein, demjenigen aber zum Übel gereichen, der sich dessen nicht geziemendermaßen bedient. So ist es etwas Gutes, das heilige Abendmahl zu nehmen; wer aber es unwürdig nimmt, der ißt und trinkt sich das Gericht.“ (1. Kor. 11.) So verhält es sich hier. Der Eidschwur ist an und für sich erlaubt etwas Gutes. Denn 1. ist sein Ursprung gut, da die Menschen der Glaube an die unfehlbare Wahrheit Gottes dazu gebracht hat, den Eid einzuführen; — 2. ist sein Zweck gut; denn der Eidschwur soll den Menschen Recht verschaffen und jeden Streit beenden, nach Hebr. 6. Wer aber ohne Not und ohne gebührende Ursache des Eidschwures sich bedient, dem gereicht er zum Übel. Denn das zeigt, daß der betreffende wenig Achtung vor Gott hat, da er Ihn leichthin zum Zeugen nimmt, was er sich nicht vermesssen würde gegenüber einem anständigen Menschen. Es droht zudem einem solchem leichtsinnigen Schwören die Gefahr des Meineides; denn leicht fällt der Mensch im Sprechen: „Wer in seinen Worten nicht fehlt,“ sagt Jakobus (3, 2.), „ist ein vollkommener Mann.“ Deshalb heißt es Ekkli. 23.: „Dein Mund gewöhne sich nicht ans Schwören: denn viel wird darin gefehlt.“

c) I. Hieronymus bemerkt zu Matth. 5.: „Erwäge, wie der Herr nicht verbietet, bei Gott zu schwören, sondern bei Himmel und Erde. Denn diese im höchsten Grade schlechte Gewohnheit, bei den Elementen zu schwören, haben anerkanntermaßen die Juden.“ Doch genügt diese Erläuterung nicht; denn Jakobus fügt ausdrücklich hinzu: „Und auch nicht einen anderen Eid.“ Deshalb sagen wir mit Augustin (lib. de mendacio c. 5): „Da der Apostel selber in seinen Briefen schwört, so zeigt er damit, wie das Wort des Heilandes aufzufassen sei: Ich sage euch, ihr sollt gar nicht schwören, wir sollen nämlich nicht durch häufiges Schwören zu einer gewissen Leichtigkeit im Schwören kommen; und aus solcher Leichtigkeit zur Gewohnheit des Schwörens und von einer derartigen Gewohnheit aus zum Meineide. Deshalb findet man, wie der Apostel nur schwört im Schreiben; weil da Überlegung nicht von der voreiligen Zunge überholt wird.“ II. Augustin (1. de serm. Dom. c. 17.) schreibt dazu: „Wenn du gezwungen wirst zu schwören, so wisse, dies komme vom Bedürfnisse der Schwäche derjenigen, denen du etwas überredest; und diese Schwäche ist jedenfalls ein Übel. Deshalb sagt der Herr nicht: ist ein Übel, sondern: vom Übel. Denn du thust nichts Übles, der du des Schwörens dich gut bedienst, damit du den anderen von dem überzeugst, wovon er zu seinem Nutzen sich überzeugt; vom Übel in jenem anderen aber kommt dein Eidschwur, weil die Schwäche in ihm dich zwingt zu schwören.“ III. Der da schwört, versucht Gott nicht; denn nicht ohne Not und Nutzen fleht er um den göttlichen Beistand. Und außerdem setzt er sich keiner Gefahr aus, wenn Gott für den gegenwärtigen Augenblick sein Zeugnis nicht offenbaren will. Gott wird sicher in der Zukunft zeugen, wenn Er „enthüllen wird die Geheimnisse der Finsternisse und offenbar machen wird die Ratschlüsse der Herzen.“ (1. Kor. 4.) Dieses Zeugnis wird keinem der schwörenden, sei es für oder gegen ihn, fehlen.

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