Erster Artikel. Es giebt mehrere Personen in Gott.
a) Dagegen spricht: l. Die Definition der „Person“, wonach sie ist: „der Einzelbestand einer Substanz in der vernünftigen Natur.“ Sind also mehrere Personen, so sind auch mehrere Substanzen in Gott. II. Die Mehrheit der absoluten Vollkommenheiten, welche nämlich von der in sich abgeschlossenen Natur ausgesagt werden, macht keinen Unterschied in den Personen, weder in uns noch in Gott. Also macht dies noch weit weniger die Mehrheit in den Relationen oder den Beziehungen. Eine andere Mehrheit ist aber nicht in Gott als die letztere. Also ist bloß eine Person in Gott, wie nur eine Natur da besteht. III. Boëtius sagt (I. de Trin.): „Das ist wahrhaft Eines, worin keine Zahl gefunden werden kann.“ Eine Mehrheit aber bringt mit sich eine Zahl. IV. Wo eine Zahl ist, da ist ein Ganzes und Teile. Besteht aber in Gott eine Zahl, so bestehen da auch Teile; was wider die göttliche Einfachheit ist. Auf der anderen Seite sagt Athanasius in seinem Symbolum: „Eine andere ist die Person des Vaters, eine andere die des Sohnes eine andere die des heiligen Geistes.“
b) Ich antworte, daß in Gott mehrere Personen sind. Denn esist gezeigt worden, daß dieser Name „Person“ in Gott eine Relation bezeichnet als ein für sich bestehendes Wirkliche innerhalb der göttlichen Natur. Wiederum aber ist bereits gezeigt worden, daß in Gott mehrere Relationen bestehen. Also folgt, daß mehrere für sich bestehende Wirkliche in der göttlichen Natur sind. Das aber heißt nichts Anderes, als daß da mehrere Personen bestehen.
c) I. „Substanz“ steht nicht in der Definition von „Person“ als Bezeichmmg für das Wesen, sondern als Bezeichnung für das Für-sich-bestehende, für die Subsistenz. Und deshalb steht dabei: „Einzelbestehende.“ Zur Bezeichnung für die so aufgefaßte Substanz haben die Griechen das Wort: Hypostasis. Wie also wir sagen: drei Personen; so sagen diese: drei Hypostasen. Wir aber sprechen nicht von drei Substanzen, damit kein Mißverständnis entstehe; und damit nicht etwa anstatt drei Personen drei Wesenheiten angenommen werden auf Grund der Zweideutigkeit des Ausdrucks. II. Die absoluten Vollkommenheiten in Gott, wie Güte, Weisheit etc. stehen in der göttlichen Natur in keinem Gegensatze zu einander; und deshalb können sie auch nicht dem wirklichen Sein nach voneinander unterschieden werden. Es kommt ihnen wohl also zu, für sich zu bestehen; aber es sind nicht mehrere für sich bestehende Dinge. In den Geschöpfen aber haben die absoluten Vollkommenheiten kein Für-sich-bestehen, obgleich sie dem wirklichen Sein nach untereinander verschieden sind, wie Süße und weiße Farbe. Die relativen Vollkommenheiten Gottes haben in Ihm sowohl ein Für-sich-bestehen als auch unterscheiden sie sich dem wirklichen Sein nach voneinander. Somit genügt deren Mehrheit für eine Mehrheit der Personen. III. Von Gott wird als seiner höchsten Einheit und Einfachheit zuwider jede Mehrheit dessen ausgeschlossen, was über Ihn absolut als über ein in sich abgeschlossenes und von allem Anderen getrenntes Wesen ausgesagt wird; nicht aber die Mehrheit der Beziehungen zu einem Anderen wird von Ihm ausgeschlossen. Und so zieht das nicht im mindesten für das göttliche Wesen eine Zusammensetzung nach sich. IV. Die Zahl wird doppelt aufgefaßt, entweder als einfache, von den Dingen losgelöste Zahl, wie 2, 3, 4; oder als Zahl, welche in den gezählten Dingen selber ist, wie 2 Menschen, 2 Pferde. Wenn also nun mit Rücksicht auf Gott von einer einfachen, von den Dingen losgelösten Zahl gesprochen wird, so hindert nichts, daß in einer solchen Zähl ein Ganzes und Teile sind; denn diese Art existiert nur in der Auffassung unserer Vernunft. Kommt aber mit Rücksicht auf Gott die Zahl in Betracht, insoweit sie in den gezählten Dingen ist, so ist wohl in den Geschöpfen das „eine“ ein Teil von „zwei“; und „zwei“ ein Teil von „drei“; wie ein Mensch ein Teil ist, wenn die Gesellschaft aus zweien besteht; und zwei Menschen ein Teil sind, wenn drei zusammengehen. So aber ist dies nicht in Gott. Denn so groß ist der Vater, wie die ganze Dreieinigkeit. (Kap. 42, Art. 1 u. 4.)
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