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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 124

Fünfter Artikel. Der Glaube allein ist nicht immer der Grund des Martertodes.

a) Das Gegenteil wird aufrecht gehalten. Denn: I. 1. Petr, 4. heißt es: „Niemand von euch leide als Totschläger oder Dieb oder wegen Ähnlichem; wer aber als Christ leidet, der soll nich erröten; er soll vielmehr Gott verherrlichen in diesem Namen.“ Wegen des christlichen Glaubens aber wird jemand Christ genannt. Also nur der Glaub giebt den Gläubigen den Ruhm des Martyriums. II. Märtyrer heißt Zeuge. Man bezeugt aber nur die Wahrheit und zwar als Märtyrer die göttliche Wahrheit. Also nur der Glaube macht Märtyrer. III. Unter den anderen Tugendwerken stehen jene in erster Reihe, die um des Gemeinbesten willen geschehen, (l Ethic. 2.) Wäre also ein anderes Gut wie der Glaube Ursache des Martyriums, so wäre es der Tod für das Vaterland. Die für die Verteidigung des Vaterlandes sterben aber Märtyrer zu nennen, ist nicht der Gebrauch der Kirche. Auf der anderen Seite heißt es Matth. 5.: „Selig, die Verfolgung erleiden um der Gerechtigkeit willen;“ was zum Martertode gehört. Gerechtigkeit aber bildet nicht allein der Glaube, sondern auch die übrigen Tugenden.

b) Ich antworte, die Märtyrer werden „Zeugen“ genannt, weil sie bis zum Tode Zeugnis geben der Wahrheit und zwar jener Wahrheit, welch auf die Tugend sich richtet und durch Christum uns bekannt geworden. Also von jedem Martyrium ist die Ursache die Wahrheit des Glaubens Christi, so daß man die Märtyrer „Zeugen Christi“ nennt. Zur Wahrheit des Glaubens gehört aber nicht nur das gläubige Herz, sondern auch das Bekenntnis nach außen hin, durch Worte und durch Thaten; wie Jakobus 2. sagt: „Ich will dir aus den Werken meinen Glauben darthun;“ oder Tit. 1.: „Sie bekennen in Worten, daß sie Gott erkennen; durch ihre Thaten aber verleugnen sie diese Kenntnis.“ Alle Tugendwerke also, insoweit sie auf Gott bezogen werden, sind gewisse Bekenntnisse des Glaubens, durch welchen uns bekannt geworden ist, daß solche Werke Gott von uns fordert und uns dafür belohnt; — und demgemäß können sie Ursache des Martertodes sein. Deshalb feiert man auch in der Kirche den Martertod des heiligen Johannes des Täufers, der da nicht starb, weil er den Glauben nicht verleugnen wollte, sondern weil er den Ehebruch tadelte.

c) I. Christ wird jener genannt, der zu Christo gehört. Zu Christo gehört aber jemand, nicht nur weil er an Christum glaubt, sondern auch weil er im Geiste Christi Tugendwerke macht, nach Röm. 8.: „Wer den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu Ihm;“ — und ebenso weil er in der Nachfolge Christi den Sünden abstirbt, nach Gal. 5.: „Wer zu Christo gehört, hat sein Fleisch gekreuzigt mit seinen Begierden und Lastern.“ Als Christ also leidet nicht allein jener, der für das Bekenntnis Christi, welches durch Worte geschieht, leidet, sondern auch wer für welch immer ein gutes Werk oder für die Vermeidung einer Sünde um Christi willen leidet; denn das Alles heißt: den Glauben bekennen. II. Die Wahrheit in anderen Wissenschaften gehört nicht zum Kulte der Gottheit; wie z. B. die Wahrheit der Geometrie, Algebra etc.; — sondern nur die Wahrheit Gottes, also die gemäß der Tugend ist. Das Bekenntnis anderer Wahrheiten kann somit an sich kein Grund des Martyriums sein. Weil aber jede Lüge Sünde ist, so kann die Vermeidung einer Lüge in was immer für Wahrheiten, soweit die Lüge dem göttlichen Gesetze entgegen ist, eine Ursache für das Martyrium bilden. III. Das Gemeinbeste im Staate ist das höchste Gut unter den menschlichen Gütern. Die Ursache des Martyriums aber ist unmittelbar das göttliche Gut, resp. das Festhalten an diesem. Weil jedoch ein menschliches Gut zu einem göttlichen werden kann, insoweit es auf dasselbe bezogen wird, so kann in diesen Grenzen auch ein an sich menschliches Gut Ursache des Martyriums sein.

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