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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 186

Vierter Artikel. Die ewige Keuschheit wird zur Vollkommenheit des Ordensstandes erfordert.

a) Dies scheint nicht. Denn: I. Unser Muster ist das Leben der Apostel, die von Christo selber unterrichtet worden sind. Petrus aber hatte eine Schwiegermutter, nach Match. 8. II. Abraham war verehelicht und wird doch als das erste Muster eines vollkommenen Lebens uns vorgestellt, nach Gen. 17.: „Wandle vor mir; und sei vollkommen.“ III. Was zum Ordensstande als solchem gehört, muß sich in jedem Orden finden. Es giebt aber Ordensleute, die Frauen haben. Also gehört die Keuschheit nicht zum Wesen des Ordensstandes. Auf der anderen Seite heißt es 2. Kor. 7.: „Reinigen wir uns von jedem Flecken des Fleisches und des Geistes; und vollenden wir unsere Heiligung in der Furcht Gottes.“ Die Reinheit des Fleisches und des Geistes aber wahrt man durch die Enthaltsamkeit, nach 1. Kor. 7.: „Die unverheiratete Frau und die Jungfrau denkt an das was des Herrn ist, damit sie heilig sei dem Geiste und dem Leibe nach.“ Also wird die Keuschheit erfordert zur Vollkommenheit des Ordensstandes.

b) Ich antworte, zum Ordensstande gehöre die Entziehung dessen, was den Menschen hindert, sich ganz und gar dem göttlichen Dienste hinzugeben. Die fleischliche Verbindung aber ist ein solches Hindernis, einerseits wegen der Größe des sinnlichen Ergötzens, durch dessen öftere Wiederholung die Begierde vermehrt wird (3 Ethic. ult.); weshalb Augustin sagt (1. Soliloq. 10.): „Nichts wirft den männlichen Geist so hinab von seiner festen Burg, wie das Schmeicheln der Frau und jene körperlichen Berührungen, ohne welche mit einer Gattin als solcher nicht zusammengelebt werden kann;“ — andererseits wegen der zeitlichen Kümmernisse, die mit der Leitung eines Hauswesens verbunden sind; denn „wer verheiratet ist, der ist bekümmert um das, was der Welt angehört, wie er der Gattin gefalle.“ Wie also Vigilantius verurteilt worden ist, weil er die heilige Armut dem Reichtume gleich erachtete; so Jovinianus, weil er die Ehe mit der Jungfräulichkeit auf ein und dieselbe Stufe stellte.

c) I. Christus hat die freiwillige Armut und die jungfräuliche Keuschheit als Mittel zur Vollkommenheit eingeführt, letztere nach Matth. 19.: „Es giebt verschnittene, die sich selber zur Zeugung untauglich gemacht haben wegen des Himmelreiches … wer es fassen kann, fasse es.“ Damit aber niemandem die Hoffnung genommen würde, zur Vollkommenheit zu gelangen, nahm er zu seinen Aposteln auch verheiratete Männer. Da es nun, ohne unrecht zu thun, nicht anging, daß diese ihre Frauen verließen, wie man, ohne unrecht irgend jemandem zu thun, auf seinen zeitlichen Besitz verzichten kann; so trennte er den Petrus, den er als verheirateten fand, nicht von seiner Frau, zog dagegen den Johannes, der heiraten wollte, von der Hochzeit ab. II. „Besser ist die Keuschheit der unverheirateten wie die der verheirateten; Abraham übte die letztere thatsächlich, beide dem Zustande nach. Denn keusch lebte er thatsächlich in der Ehe; keusch sein aber ohne Ehe konnte er wohl, aber er sollte es damals nicht.“ (Aug. de bono conjug. 22) Wie aber niemand sich vermessen würde, unbewaffnet den Feinden gegenüberzutreten, weil Samson mit einem Eselskinnbacken viele Feinde getötet hat; so darf sich auch niemand eine so große Tugend vermessentlich zutrauen, daß er in vollem Reichtum und verheiratet zur Vollkommenheit gelangen könne, weil die alten Patriarchen trotzdem zur Höhe der Tugend gelangt sind. Letztere, wenn damals dazu die Zeit passend gewesen wäre, hätten mit höchstem Eifer in Keuschheit und Armut gelebt. III. Jene (die dritten) Orden, wo verheiratete zugelassen werden, sind keine eigentlichen Orden; sondern sie nehmen in etwa am Ordensleben teil.

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