Vierter Artikel. Dem Vater kommt es nicht zu, gesendet zu werden.
a) Das Gegenteil scheint wahr zu sein. Denn: I.„Gesendet werden“ nämlich heißt für eine göttliche Person ebensoviel wie „geschenkt werden“. Der Vater aber schenkt Sich selbst, da Er nicht besessen werden kann außer wenn Er Sich selbst giebt. Also kann gesagt werden, Er werde gesendet. II. Eine göttliche Person wird gesendet gemäß der Inwohnung der Gnade. Durch die Gnade aber wohnt die ganze Dreieinigkeit in uns nach Joh. 14: „Wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“ Also jede Person in Gott wird gesendet. III. Was einer Person zukommt, das kommt allen Dreien zu; ausgenommen die Personen und die Notionen des Zeugens, Hauchens etc. „Gesendet werden“ aber bezeichnet keine Person und auch keine Notion, da deren nur fünf sind. Auf der anderen Seite sagt Augustin (2. de Trin. 5): „Nur vom Vater allein wird niemals gelesen, daß Er gesendet worden sei.“
b) Ich antworte; „gesendet werden“ schließt seiner Natur nach das „Ausgehen“ vom anderen ein; und es wird in Gott einzig und allein ausgesagt mit Rücksicht auf den Ursprung. Da nun also der Vater von keinem ist, so kommt es Ihm auch nicht zu, gesendet zu werden.
c) I. Soll das „Geben“ oder „Schenken“ nur die freigebige Mitteilung bedeuten, so giebt der Vater Sich selbst, insoweit Er Sich freigebig der Kreatur mitteilt, damit sie Ihn genieße. Soll aber die Autorität des Gebenden ausgedrückt werden mit Rücksicht auf das, was gegeben wird, so kann das „Geschenktwerden“ nur ausgesagt werden von einer Person, die vom anderen ist. II. Die Wirkungen der Gnade sind auch vom Vater, der durch die Gnade innewohnt, wie der Sohn und der heilige Geist; weil der Vater jedoch nicht von einem anderen ist, wird nicht gesagt, Er werde gesendet. Und darauf weist Augustin mit den Worten hin (4. de Trin. 20.): „Wenn der Vater in der Zeit von jemandem gekannt wird, so wird Er doch nicht als gesendet bezeichnet: denn Er hat keinen, von dem Er ist oder ausgeht.“ III. Da „Gesendetwerden“ in sich einschließt das Ausgehen vom Sendenden, so ist damit auch die entsprechende Notion bezeichnet; freilich nicht mit einem besonderen Worte, sondern im allgemeinen, insoweit das Sein vom anderen gemeinsam ist den beiden Notionen.
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