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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 28

Zweiter Artikel. Die Mutter Gottes war Jungfrau in der Geburt.

a) Dies scheint nicht. Denn: I. Ambrosius sagt zu Luk. 1. (mne masculinum): „Der da einen
fremden Leib geöffnet hat, damit ein Prophet geboren würde; Er hat den
Leib seiner Mutter geöffnet, damit Er unbefleckt herausgehe.“ Dies aber
schließt die Jungfräulichkeit aus. II. Es darf im Geheimnisse der Menschwerdung nichts sich finden,
wodurch der Leib Jesu als ein Phantasiegebilde hingestellt würde. Daß
aber ein Körper durch geschlossene Räume hindurchgehen kann, scheint mehr
einem phantastischen Leibe zuzukommen wie einem wahrhaften und wirklichen;
da ja zwei Körper nicht zugleich am selben Orte sein können. Also schickt
es sich nicht, daß bei der Geburt Maria Jungfrau blieb. III. Gregor der Große sagt (hom. 26.): „Dadurch daß der Körper
Christi durch geschlossene Thüren zu den Jüngern eintrat, zeigte Er, daß
dieser Körper der gleichen menschlichen Natur angehörte, aber verherrlicht
war.“ Bei seiner Geburt aber hatte der Herr einen leidensfähigen Leib
und keinen verherrlichten; denn „Er ward geboren in der Ähnlichkeit des
Fleisches der Sünde“ (Röm. 8.). Also ging Er nicht von der Jungfrau
aus ohne Verletzung der Jungfrauschaft. Auf der anderen Seite heißt es im Konzil von Ephesus (part. 3. c. 19.): „Die Natur erkennt nach der Geburt nicht mehr die Jungfrau als Jungfrau an; die Gnade aber macht gebären, sie macht zur Mutter und schadet nicht der Jungfräulichkeit.“ Also war Maria Jungfrau im Gebären.

b) Ich antworte, ohne allen Zweifel sei Maria Jungfrau geblieben
in der Geburt; denn der Prophet sagt: „Siehe, die Jungfrau wird empfangen, und sie wird gebären einen Sohn.“ Dies war zukömmlich
wegen zweierlei: 1. Es gebührte der Würde desjenigen, der geboren
wurde, der da ist das Wort Gottes. Damit also gezeigt würde, es sei
dies der Körper des ewigen Wortes selber, war es zukömmlich, daß Er
ohne Verletzung der Jungfräulichkeit geboren wurde. Deshalb heißt es im Konzil von Ephesus (l. c.): „Die da bloßes Fleisch gebiert, hört auf, Jungfrau zu sein. Weil aber aus Maria geboren worden ist im Fleische das Wort Gottes, bewahrt sie die Jungfräulichkeit und zeigt damit, daß das ewige Wort von ihr ausgeht. Denn auch nicht unser Wort, wenn es in unserem Innern geboren wird, verdirbt den vernünftigen Geist; und so hat auch nicht Gott, das substantiale Wort, da Er geboren werden wollte, die Jungfräulichkeit hinweggenommen.“ 2. Wegen der Wirkung der Menschwerdung Christi. Denn dazu kam der Herr, damit Er unsere Verderbtheit entferne; also wäre es nicht zukömmlich gewesen, daß Er durch seine Geburt die Jungfräulichkeit der Mutter verdorben hätte: „Es geziemte sich nicht, daß Jener durch seine Ankunft die jungfräuliche Unversehrtheit verderbe, der da gekommen war, um das Verderbte zu heilen,“ sagt Augustin (de nativ. Dom.).

c) I. Ambrosius sagt dies zu den Worten: „Alles Männliche, was den Mutterleib öffnet, wird als dem Herrn Geheiligtes bezeichnet werden.“ „Dies aber wird gesagt,“ so Beda (cap. 8. in Luc.), „nach der gewöhnlichen Weise der Geburt; nicht als ob der Herr das gastliche Zelt des heiligen Leibes, das Er eintretend geheiligt, bei seinem Austritte der Jungfräulichkeit beraubt hätte.“ Jenes „Öffnen“ also bezeichnet nur den Austritt der Frucht aus dem Mutterleibe, nicht die Verletzung der jungfräulichen Scham. II. So wollte Christus die Wahrheit seiner menschlichen Natur zeigen,
daß auch seine Göttlichkeit zugleich dargethan würde; weshalb Er Wunderbares mit Gewöhnlichem vermengte. Damit also sein Leib als wahr dargethan werde, wird Er geboren von einer Frau; damit seine Gottheit
geoffenbart werde, wird Er geboren von einer Jungfrau. „Denn eine
solche Geburt geziemte Gott,“ sagt Ambrosius im Weihnachtshymnus. III. Manche sagen, Christus habe bei seiner Geburt die Gabe für
seinen Körper angenommen, überall durchdringen zu können: die Gabe der
subtilitas. Dies aber ist nicht zulässig. Denn dergleichen Gaben fließen
auf den Körper über aus der Herrlichkeit der Seele. Vor seinem Leiden
aber gestattete Christus ein solches Überfließen nicht, sondern erlaubte dem
Körper, das diesem als leidensfähigem Körper Eigene zu thun und zu leiden.
Deshalb muß man sagen, dies und Ähnliches geschah, nicht durch eine dem
Körper innewohnende Kraft, sondern durch wunderbares Einwirken der
Gottheit. Deshalb schreibt Augustin (tract. 21. in Joan.): „Der Last des
Körpers widerstanden da, wo die Gottheit war, nicht die geschlossenen
Thüren; Jener nämlich konnte bei geschlossenen Thüren eintreten, bei dessen
Geburt die Jungfräulichkeit der Mutter unverletzt verblieb.“ Und Dionysius
schreibt (ep. 3. ad Cajum): „Christus wirkte das dem Menschen Zukommende mit einer über das Menschliche hervorragenden Kraft. Und das
wird dargethan durch die Jungfrau, die da über die Natur hinaus
empfängt; und durch das Wasser, welches festbleibt unter dem irdischen
Gewichte seiner Füße.“

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