• Accueil
  • Œuvres
  • Introduction Instructions Collaboration Sponsors / Collaborateurs Copyrights Contact Mentions légales
Bibliothek der Kirchenväter
Recherche
DE EN FR
Œuvres Thomas d'Aquin (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 35

Fünfter Artikel. In Christo ist nicht eine doppelte Sohnschaft.

a) Das scheint aber. Denn: I. Die Geburt ist die Ursache der Sohnschaft. Der Geburten aber
sind zwei in Christo. Also ist da eine doppelte Sohnschaft. II. Die Sohnschaft, kraft deren jemand als Sohn eines Vaters oder
einer Mutter betrachtet wird, hängt nach einer gewissen Seite hin von ihm
ab; denn das Bestehen oder Sein einer Beziehung besteht darin, daß man
zu etwas in irgend welchem Verhältnisse sich finde, wonach, wenn eines der
beiden Glieder dieser Beziehung hinweggenommen wird, auch das andere
nichts mehr gilt. Die ewige Sohnschaft aber, kraft deren Christus Sohn
Gott des Vaters ist, hängt nicht ab von der Mutter, weil nichts Ewiges
abhängt von etwas Zeitlichem. Also ist Christus nicht Sohn der Mutter
auf Grund der ewigen Sohnschaft. Entweder also ist Er in keiner Weise
ihr Sohn, was gegen Artikel 4 ist; — oder Er ist es auf Grund einer anderen Sohnschaft, nämlich der zeitlichen, und somit giebt es in Christo eine
doppelte Sohnschaft. III. Das eine Glied von den beiden Gliedern einer Wechselbeziehung
steht in der Begriffsbestimmung des anderen, so daß das eine seinen Wesenscharalter empfängt vom anderen. Ein und dasselbe aber kann nicht einen
mehrfachen Wesenscharakter haben. Also kann unmöglich ein und dieselbe
Beziehung abgeschlossen und bestimmt werden von durchaus untereinander
Verschiedenem. Christus aber wird genannt der Sohn des ewigen Vaters
und der Sohn einer zeitlichen Mutter, was durchaus untereinander verschiedene Abschlußpunkte für die entsprechende Beziehung und deshalb für
diese maßgebend und bestimmend sind. Also kann nicht auf Grund ein
und derselben Beziehung Christus genannt werden: Sohn des Vaters und
Sohn der Mutter. Es ist somit eine doppelte Sohnschaft da vorhanden. Auf der anderen Seite wird nach Damascenus (3. de orth. fide.) in Christo verdoppelt Alles das, was sich auf die Natur bezieht; nicht aber das, was zur Person gehört. Die Sohnschaft aber erstreckt sich so recht eigentlich auf die Person, denn sie ist eine persönliche Eigenheit. Also giebt es keine doppelte Sohnschaft.

b) Ich antworte, die einen seien der Ansicht, es gäbe eine doppelte Sohnschaft, mit Rücksicht auf die zwei Geburten, welche die Ursache bieten für das Sohnsein; — andere aber meinen, es gäbe nur eine Sohnschaft wegen der Einheit des Subjektes, welches die Sohnschaft trägt, da nur eine Person in Christo sei. Denn die Einheit oder Mehrheit einer Beziehung oder Relation werde nicht erwogen nach den Abschlußpunkten, die zueinander in Beziehung stehen, sondern nach der Ursache oder dem Subjekte. Wäre nämlich das Erstere der Fall, so hätte jeder Mensch in sich eine doppelte Kindschaft, die eine mit Beziehung auf den Vater und die andere mit Beziehung auf die Mutter. Dies ist aber falsch. Vielmehr wird erwogen hier die Einheit der Ursache; denn kraft der einen selben Geburt wird der Mensch bezogen zugleich zu Vater und Mutter und besteht sonach nur eine Beziehung zu beiden. Dasselbe gilt von der Beziehung eines Lehrers zu vielen Schülern odervon einem Herrn, der kraft ein und derselben Gewalt viele Knechte regiert. Bestehen aber mehrere der Gattung nach untereinander verschiedene Ursachen für die Beziehung, so können im einen und selben Subjekte deren mehrere sein; wie z. B. wenn jemand der Lehrer ist für die einen in der Grammatik, für die anderen in der Logik etc. Hat jemand aber eine Beziehung zu mehreren gemäß mehreren Ursachen, die jedoch alle an ein und demselben Wesenscharakter teilnehmen, so bleibt das immer noch nur eine einzige Beziehung; wie wenn ein Vater mehrere Kinder hat gemäß verschiedenen Akten der Zeugung. Denn nicht können mehrere Eigenschaften oder Formen von ein und demselben Wesenscharakter innewohnen ein und demselben Subjekte oder Träger. Es sind im genannten Falle nicht mehrere Vaterschaften in dem, der mehrere Kinder hat. Dies wäre nur dann zu sagen, wenn er von dem einen Kinde der natürliche Vater wäre und vom anderen der Adoptivvater. Nun ist nicht kraft ein und derselben Geburt Christus geboren in der Ewigkeit vom Vater und in der Zeit von der Mutter; also mit Rücksicht auf die zwei Geburten müßte man sagen, es bestände da eine doppelte Sohnschaft: eine ewige und eine zeitliche. Weil aber das Subjekt der Sohnschaft nur eines ist, die Person und nicht die Natur, so kann in Christo keine andere Sohnschaft sein als die ewige. Alle andere Beziehung, die in der Zeit beginnt, von Gott ausgesagt zu werden, setzt in Gott selber nicht etwas der Thatsächlichkeit nach, sondern nur der Auffassung nach (I. Kap. 13, Art. 7.). Und danach steht die Beziehung, kraft deren Christus mit der Mutter verbunden ist, nicht als ein neues thatsächliches Sein in der Person Christi da, sondern nur der Auffassung der Vernunft nach. So nun, wenn wir auf den vollendeten Charakter der Sohnschaft sehen, müßten wir sagen, es seien zwei Sohnschaften gemäß der Zweiheit in den Geburten. Wird jedoch der Träger oder das Subjekt der Sohnschaft beachtet, so besteht nur eine gemäß der einen Person in Christo, der ewigen Person des Wortes. Er steht aber als Sohn in Verbindung mit der Mutter kraft der Beziehung, welche aufgefaßt wird in der Mutter zu Christo; wie auch Gott als Herr bezeichnet wird kraft der thatsächlich bestehenden Beziehung, welche in der Kreatur ist Gott gegenüber. Und obgleich die Beziehung der Herrschaft in Gott nichts eigenes Reales oder etwas dem thatsächlichen Sein nach Entsprechendes ist; so ist doch Gott wirklich und thatsächlich Herr kraft der wirklichen Unterwürfigkeit der Kreatur Ihm gegenüber. Und so ist Christus thatsächlich Sohn der Mutter wegen der thatsächliches, eigenes Sein habenden Beziehung der Mutter zu Ihm.

c) I. Die zeitliche Geburt würde in Christo eine eigene Sohnschaft erzeugen, wenn in Ihm ein Subjekt oder Träger wäre, der dafür geeignet sei. Dies aber kann nicht gedacht werden. Denn die ewige Person ist nicht zugänglich einer dem thatsächlichen Sein nach in sie eintretenden zeitlichen Beziehung. Und man kann auch nicht sagen, daß sie dessen fähig sei mit Rücksicht auf die menschliche Natur; wie das bei der Geburt gesagt worden ist. Denn es müßte dann die menschliche Natur in etwa Subjekt sein für die Sohnschaft, sie müßte Sohn sein können, wie sie in etwa Subjekt ist für die Geburt, geboren wird; wie wenn der Äthiopier weiß genannt wird mit Bezug auf die Zähne, die Zähne das Subjekt der weißen Farbe sein müssen. Die menschliche Natur aber ist in keiner Weise Subjekt für die Sohnschaft; denn diese Beziehung geht direkt auf die Person. II. Die ewige Sohnschaft hängt nicht ab von der zeitlichen Mutter.
Aber mit dieser Sohnschaft wird mitverstanden die zeitliche Beziehung, die
dem thatsächlichen Sein nach in der Mutter ist und die von ihr abhängt,
nach der Christus Sohn der Mutter genannt wird. III. Das Eine und das Sein decken sich vollkommen. Wie also es
sich trifft, daß in dem einen der beiden Glieder eine Beziehung thatsächliches
Sein hat, in dem anderen nicht, sondern bloß die Auffassung da eingreift;
wie z. B. in der Beziehung des wissenden zum Wissenswerten, wo nur im
wissenden etwas Thatsächliches, eine Veränderung ist, nicht im Wissenswerten; — so kann auch von seiten des einen Gliedes einer Beziehung diese
nur eine sein und von seiten des anderen eine mehrfache; wie bei den
Menschen zu dem einzigen Kinde eine doppelte Beziehung in den Eltern, in
Vater und Mutter, gefunden wird, die dem Wesenscharakter nach unterschieden ist, da in anderer Weise der Vater Princip ist und in anderer Weise
die Mutter. Wenn aber mehrere in ein und derselben Weise Princip wären
für eine einzige Thätigkeit (wie wenn viele an einem Schiffe ziehen), so
würde in allen nur eine einzige Beziehung sich finden. Von seiten Christi
nun ist nur eine Sohnschaft dem thatsächlichen Sein nach; aber eine zweifache der vernünftigen Auffassung nach; insofern die eine thatsächlich bestehende, zum ewigen Vater nämlich, entspricht auch der Auffassung der
Beziehung der Mutter zu Ihm; wie ebenso im Kinde die eine thatsächliche
Beziehung der Kindschaft entspricht der Auffassung einer jeden von beiden
Beziehungen, nämlich des Vaters und der Mutter zu ihm, dem Kinde.

pattern
  Imprimer   Rapporter une erreur
  • Afficher le texte
  • Référence bibliographique
  • Scans de cette version
Les éditions de cette œuvre
Summa theologiae Comparer
Traductions de cette œuvre
Summe der Theologie

Table des matières

Faculté de théologie, Patristique et histoire de l'Église ancienne
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Mentions légales
Politique de confidentialité