Vierter Artikel. Die Taufe im Jordanflusse.
a) Christus mußte nicht im Jordanflufse die Taufe empfangen. Denn: I. Die Wahrheit, muß entsprechen der Figur. Die Figur der Taufe aber war der Durchgang durch das Rote Meer, wo die Ägypter versanken, wie die Sünden versinken in der Taufe. Also mußte Christus vielmehr im Roten Meere getauft werden wie im Jordan. II. Jordan heißt: Hinabsteigen. Die Taufe aber ist ein Aufsteigen; wie Matth. 3. gesagt wird: „Jesus stieg sogleich auf vom Wasser.“ III. Als die Kinder Israels durch den Jordan gingen, wendeten sich die fließenden Wasser zurück, nach. Ps. 113. Die aber getauft werden, gehen nicht zurück, sondern vielmehr voran. Auf der anderen Seite steht Mark. 1, 9.
b) Ich antworte, durch den Jordanfluß seien die Kinder Israels ins gelobte Land gekommen. Die Taufe Christi aber führt ins Himmelreich, das da durch das gelobte Land figürlich bezeichnet wird. Zudem teilte Elias die Wasser des Jordan, als er in feurigem Wagen gen Himmel getragen werden sollte (4. Kön. 11.); denn denen, die durch das Wasser der Taufe gehen, steht offen kraft des Feuers des heiligen Geistes der Zugang zum Himmel. Und so war es ganz zweckentsprechend, daß Christus im Jordan getauft wurde.
c) I. Mit Rücksicht auf die Tilgung der Sünden war das Rote Meer eine Figur der Taufe; mit Rücksicht auf den Eintritt in den Himmel war es der Jordan. Letzteres aber ist die hauptsächlichere Wirkung der Taufe. II. Das Aufsteigen durch das Fortschreiten in der Gnade setzt voraus das Hinabsteigen der Demut, nach Jak. 4.: „Den demütigen giebt Er seine Gnade.“ Darauf bezieht sich der Name des Jordan. III. „Wie vorher die Wasser des Jordan sich zurückwendeten,“ sagt Augustin (de Epiph. serm.), „so sind jetzt nach der Taufe Christi die Sünden zurückgewendet.“ Der Strom des Segens ging hinauf und das Wasser floß herunter.
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