Erster Artikel. Es war zukömnrlich, daß Christus begraben wurde.
a) Dies wird bestritten. Denn: I. Ps. 87. heißt es: „Er ward wie ein Mensch ohne Beistand, unter den toten frei.“ Im Grabe aber ist der Leib von allen Seiten eingeschlossen, was das Gegenteil von Freiheit ist. II. Das Begraben Christi kann in nichts zu unserem Heile beigetragen haben. Also war es unzulässig. III. Unzulässig erscheint es, daß der über alle Himmel erhabene Gott in der Erde begraben werde. Was aber dem toten Leibe Christi zukommt, wird auf Grund der persönlichen Einheit Gott zugeschrieben. Auf der anderen Seite sagt der Herr (Matth. 26.): „Ein gutes Werk hat sie an mir gethan … Denn da sie mit dieser Salbe meinen Körper salbte, hat sie mich zum Begräbnisse vorbereitet.“
b) Ich antworte, zukömmlich sei es gewesen, daß Christus begraben wurde: 1. Um die Wahrhaftigkeit des Todes zu beweisen; weshalb Mark. 15. gelesen wird, daß Pilatus, ehe er das Begraben gestattete, durch genaues Nachforschen sich überzeugt hatte, er sei wirklich tot; — 2. um in uns die Hoffnung der Auferstehung zu beleben, trotzdem wir in das Grab steigen müssen, nach Joh. 5.: „Alle, die in den Gräbern sind, werden hören die Stimme des Sohnes Gottes und die sie hören, werden leben;“ — 3. um denen ein Beispiel zu geben, die kraft des Todes Christi geistigerweise den Sünden absterben, die da nämlich „verborgen sind vor den Wirrnissen der Menschen“ (Ps. 30), nach Koloss. 3.: „Tot seid ihr und euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott.“ Deshalb werden auch die getauft werden untergetaucht in das Wasser, gleichsam begraben in den Tod Christi, nach Röm. 6.: „Begraben sind wir mit Christo durch die Taufe in den Tod.“
c) I. Christus war „frei unter den toten“, weil die Fesseln des Grabes seine Auferstehung nicht hinderten. II. Wie der Tod, so hat auch das Begrabensein Christi wirksam beigetragen zu unserem Heile. Deshalb sagt Hieronymus zu Isai. 52. (dabit impiios pro sepultura): „Die Heidenvölker, die gottlos waren, wird Er Gott dem Vater geben; weil Er tot und begraben sie Sich erworben hat;“ und im Kommentar zu Matth.: „Wir stehen auf kraft des Begrabenseins Christi.“ III. In einer Rede auf dem Konzil zu Ephesus (part. 3. c. 9.) heißt es: „Nichts von dem, was für den Menschen heilsam ist, beleidigt Gott oder thut Ihm unrecht; denn es zeigt nicht, daß Gott leidensfähig, wohl aber daß Er barmherzig ist.“
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