Erster Artikel. Es kommt Christo zu, zur Rechten des Vaters zu sitzen.
a) Dies wird bestritten. Denn: I. Rechts und links sind körperliche Unterschiede. „Gott aber ist ein Geist“ (Joh. 4.). Also kommt ein solches Sitzen mit Rücksicht auf den Vater Christo nicht zu. II. Sitzt der Herr zur Rechten des Vaters, so dieser zu Christi Linken; was unzulässig ist. III. Sitzen ist entgegengesetzt dem Stehen, Act. 7. aber heißt es: „Siehe; ich sehe den Himmel offen und Jesum stehend zur Rechten Gottes.“ Auf der anderen Seite heißt es Mark. ult.: „Der Herr Jesus nun, nachdem Er zu ihnen gesprochen, ist aufgefahren gen Himmel und sitzet zur Rechten Gottes.“
b) Ich antworte, im Ausdrucke „Sitzen“ sei zweierlei zu bezeichnen: 1. Ruhe, nach Luk. ult.: „Sitzet hier in der Stadt;“ und 3. königliche und richterliche Gewalt, nach Prov. 20.: „Der König, der da sitzt auf dem Richterstuhle, zerstreut durch seinen Blick alles Übel.“ Christo also kommt solches Sitzen zu: 1. weil Er in ewiger Unsterblichkeit in der Seligkeit des Vaters bleibt; die Seligkeit aber wird genannt die Rechte des Vaters, nach Ps. 15.: „Ergötzungen und Freuden in Deiner Rechten in Ewigkeit.“ Deshalb sagt Augustin (1. de symb. 4.): „Sitzen nehmet für Wohnen; so sagen wir von einem Menschen: In jenem Lande hat Er seinen Sitz aufgeschlagen während dreier Jahre. So also glaubet, daß Christus zur Rechten sitzt des Vaters. Denn selig ist Er; und diese Seligkeit heißt eben die Rechte des Vaters.“ Christo kommt es 2. zu, daß Er sitze zur Rechten des Vaters, weil Er mit Ihm herrscht und von Ihm die richterliche Gewalt hat. Deshalb sagt Augustin (2. de symb. 7.): „Diese Rechte selber nehmet als die Macht, welche jener Mensch, den Gott angenommen, von Gott erlangt hat, daß Er nun komme um zu richten, der da vorher kam um gerichtet zu werden.“
c) I. Damascenus (4. de orth. fide 2.) antwortet: „Denken wir hier nicht an die Rechte des Vaters einem etwaigen örtlichen Verständnisse nach. Denn wie hätte Jener, der unermeßlich ist, eine Rechte dem Orte nach! Rechts und links ist dem eigen, was begrenzt ist. Die Rechte des Vaters nennen wir die Herrlichkeit und die Macht der Gottheit.“ II. Auch dieser Einwurf geht von einer Rechten dem Orte nach aus: „Nehmen wir in fleischlicher Weise, daß Christus zur Rechten des Vaters sitzt;“ so Augustin (1. de symb. 4.), „dann ist der Vater zur Linken. Da aber, in der Seligkeit, ist Alles die Rechte, weil da kein Elend sich findet.“ III. Nach Gregor dem Großen (29. in Evgl.) „kommt dem richtenden das Sitzen zu, das Stehen dem kämpfenden oder helfenden. Stephanus also sah in der Mühe des Kampfes Ihn stehen, den Er zu seinem Helfer hatte. Markus aber schreibt, daß der Herr nach der Himmelfahrt sitze, weil Er gemäß der Herrlichkeit seiner Himmelfahrt als Richter am Ende wiederkommen wird.“
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