Fünfter Artikel. Auch schlechte Menschen können als ministri die Sakramente gültig spenden.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. Wer selber unrein ist, kann nicht andere von ihren Sünden reinigen, nach Ekkli. 34.; und um so weniger Gnade verleihen; da niemand giebt, was er nicht hat. II. Die ganze Kraft der Sakramente leitet sich von Christo ab, von dem aber die bösen getrennt sind, da sie keine heilige Liebe haben; wie es 1. Joh. 4. heißt: „Wer in der heiligen Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ III. Wie das Sakrament nicht besteht, wenn die gebührende Form oder Materie mangelt, so auch, wenn der gebührende Spender fehlt. Ein gebührender Spender aber ist nur jener, welcher der Makel der Sünde ermangelt, wie es figürlich Lev. 21. heißt: „Jener Mensch aus deinem Samen die Familien hindurch, welcher eine Makel hat, soll dem Herrn seinem Gotte nicht Brote darbringen und nicht hinzutreten zu seinem Dienste.“ Auf der anderen Seite erklärt Augustin zu Joh. 1. (tract. 5. in Joan.): „Was also wußte Johannes in Christo nicht? Die Gewalt zu taufen, welche der Herr haben und Sich allein vorbehalten würde, während der Dienst, um sie zu spenden, auf gute und böse übergehen sollte. Was kann dir anhaben der schlechte Diener, wenn gut ist der Herr?“
b) Ich antworte, die Diener der Kirche seien wie Werkzeuge beim Spenden der Sakramente. Das Werkzeug aber wirkt nicht vermöge der eigenen Kraft, sondern auf Grund der Kraft desjenigen, von dem aus es in Bewegung oder Thätigkeit gesetzt wird. Dies ist also dem Werkzeuge unwesentlich, was es außer der Kraft, die demselben als einem Werkzeuge entspricht, an sich hat; wie es unwesentlich ist, ob der Leib des Arztes als Werkzeug der die Kunst besitzenden Seele krank oder gesund und ob die Röhre, durch die das Wasser geht, von Silber oder von Blei sei. Also wenn auch die Diener der Kirche schlecht sind, können sie gültig die Sakramente spenden.
c) l. Nicht die Diener der Kirche reinigen von Sünden und verleihen Gnade, sondern Christus thut dies in eigener Kraft und bedient sich der Diener der Kirche wie seiner Werkzeuge. Christo also ähnlich ist die sakramentale Wirkung, nicht den Dienern der Kirche als unmittelbaren Spendern. II. Durch die heilige Liebe werden nach 1. Joh. 3. die Glieder Christi mit dem Haupte verbunden, damit sie von da Leben erhalten. Es kann jedoch jemand kraft eines Werkzeuges wirken, welches von seinem Körper, soweit es auf die lebendige Einheit ankommt, getrennt ist, wenn es nur in Bewegung gesetzt werden kann und so mit dem Körper verbunden erscheint. Denn anders wirkt der Schreiner mit der Säge und anders vermittelst der Hand. So wirkt Christus in den Sakramenten durch die guten als durch lebendige Glieder, durch die bösen als durch Glieder, die des Lebens entbehren. III. Etwas ist dem Sakramente gebührend, wie notwendig dazu gehörend; und ohne dieses wird das Sakrament nicht vollendet wie z. B. nicht ohne die gebührende Form oder Materie. Etwas Anderes ist dem Sakramente gebührend, wie was sich bei dessen Spendung geziemt; und dazu gehört, daß der Spender im Stande der Gnade sei.