• Home
  • Works
  • Introduction Guide Collaboration Sponsors / Collaborators Copyrights Contact Imprint
Bibliothek der Kirchenväter
Search
DE EN FR
Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Prima Pars
Quaestio 57

Fünfter Artikel. Die Engel kennen nicht die Geheimnisse der Gnade.

a) Dagegen spricht: I. Die Engel kannten von Anfang an das hauptsächlichste der Geheimnisse, die Menschwerdung Christi. Denn Augustin sagt (5. sup. Gen. ad litt. cap. 19.): „Dieses Geheimnis war in dieser Weise verborgen in Gott vor aller Zeit; daß es doch bekannt wurde den Fürsten und Gewalten im Himmel;“ und Paulus (I. Tim. 3.): „Es erschien den Engeln das große Sakrament der Güte.“ II. Alle Geheimnisse sind mit ihren Gründen in der göttlichen Weisheit verborgen. Diese aber schauen die Engel, da sie das göttliche Wesen schauen. Also kennen sie die Geheimnisse der Gnade. III. Die Propheten werden erleuchtet von den Engeln (Dionysius 4. de cael. hier.). Die Propheten aber kannten diese Geheimnisse nach Amos 5, 7: „Gott wird nichts thun, ohne daß Er vorher seine Geheimnisse mitteilte seinen Knechten, den Propheten.“ Auf der anderen Seite lernt niemand, was er schon weiß. Die heiligen Engel aber, selbst die höchsten, suchen die Geheimnisse der Gnade kennen zu lernen. Denn so sagt Dionysius (7. de ooel. hier.): „Die heilige Schrift führt manche himmlische Naturen ein, die an Jesus selbst Fragen stellen und die da lernen die Wissenschaft von seiner göttlichen Thätigkeit für uns; und Jesum stellt sie uns vor, wie Er ohne weitere Vermittlung sie belehrt.“ Das geht hervor aus Is. 63, wo den Engeln, die da fragen: „Wer ist dieser da, der von Edom kommt?“ Jesus antwortet: „Ich, der ich Gerechtigkeit spreche.“ Also kennen die Engel von vornherein die Geheimnisse der Gnade.

b) Ich antworte, im Engel ist ein doppeltes Wissen: Einmal ein natürliches, gemäß welchem sie erkennen kraft ihres Wesens und kraft der ihnen eingeprägten Ideen; — und mit diesem Wissen erreichen sie nicht die Geheimnisse der Gnade; da diese vom reinen Willen Gottes abhängen. Denn wenn ein Engel mit seiner Natur nicht einmal die Gedanken des anderen erkennen kann, soweit diese vom Willen des anderen abhängen; so vermögen sie um so viel weniger zu erkennen, was einzig und bloß vom Willen Gottes abhängt. Deshalb argumentiert der Apostel: „Was der Mensch will, erkennt niemand wie der Geist des Menschen, der in ihm ist; so auch erkennt niemand, was Gott will, außer der Geist Gottes.“ Dann haben die Engel ein anderes Wissen, vermöge dessen sie Gott schauen und die Dinge, wie sie im Worte sind. Und danach erkennen sie die Geheimnisse der Gnade; nicht aber alle gleichmäßig jedes Geheimnis, sondern wie Gott es ihnen offenbaren will nach dem Apostel: „Uns aber hat Gott es geoffenbart durch seinen Geist.“ So erkennen die höheren Engel tiefer; und sie erkennen mehrere Geheimnisse in der göttlichen Weisheit und erleuchten demgemäß die unter ihnen stehenden. Und zwar kennen sie manche dieser Geheimnisse vom Beginne ihrer Erschaffung an; andere lernen sie später kennen; je nachdem sie dabei mitwirken sollen.

c) I. Betreffs des Geheimnisses der Menschwerdung muß man erstens bemerken, daß es, soweit es auf das Allgemeine ankommt, allen Engeln offenbart worden ist im Beginne ihrer Erschaffung. Davon ist der Grund, daß dieses Geheimnis wie eine allgemeine Grundlage war, auf der alle ihre verschiedene Thätigkeit sich vollzog. „Denn alle sind,“ heißt es bei Hebr. 1, 14., „dienstbereite Geister, gesandt zum Dienste wegen jener, welche die Erbschaft des Heiles erfassen.“ Über dieses Geheimnis also mußten sie alle vom Beginne an belehrt werden. Dann aber muß erwogen werden, daß über alle einzelnen Umstände und Bedingungen dieses Geheimnisses nicht alle Engel von Anfang an belehrt worden sind, sondern selbst die höheren haben darüber später noch manches kennen gelernt, wie Dionysius sagt. II. Die heiligen Engel begreifen nicht erschöpfend die göttliche Weisheit. Deshalb kann da immer noch etwas für sie verborgen sein. III. Was auch immer den Propheten geoffenbart worden ist über das Geheimnis der Gnade, das war bereits und zwar in höherem Grade den Engeln geoffenbart. Und mag auch Gott den Propheten im allgemeinen geoffenbart haben, was Er für die Menschen zu ihrem ewigen Heile thun wollte, so kannten doch die Apostel darüber manche Besonderheiten, welche die Propheten nicht gekannt hatten; wie es Eph. 3. heißt: „Ihr könnt nun im Lesen verstehen meine Klugheit im Geheimnisse Christi, was den anderen Generationen nicht so bekannt war, wie es nun geoffenbart ist in seinen heiligen Aposteln.“ Und unter den Propheten selber erkannten die späteren in Manchem mehr als frühere nach den Worten des Psalm 118: „Mehr als die Alten habe ich verstanden;“ wozu Gregor der Große bemerkt (hom. 16. in Ezech.): „In der Aufeinanderfolge der Zeiten wuchs die Kenntnis Gottes.“ (Vgl. darüber mein „Wissen Gottes“. IV. Abteilung: Das Traditionsprincip: 1 und 2.)

pattern
  Print   Report an error
  • Show the text
  • Bibliographic Reference
  • Scans for this version
Editions of this Work
Summa theologiae Compare
Translations of this Work
Summe der Theologie

Contents

Faculty of Theology, Patristics and History of the Early Church
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Imprint
Privacy policy