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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Prima Pars
Quaestio 60

Erster Artikel. Im Engel ist natürliche Liebe.

a) Dem scheint nicht so. Denn: I. Die Liebe, welche von der Natur ausgeht, wird gegenüber gestellt der Liebe, welche aus der Vernunft fließt, (Dion. 4. de div. nom.) Nur letztere aber kann der Engel haben. Also hat der Engel keine natürliche Liebe. II. Die Wesen, welche aus natürlicher Liebe lieben, werden mehr getrieben, als daß sie selber wirkten; denn niemand ist Herr über seine Natur. Die Engel aber haben Wahlfreiheit. Also werden sie nicht getrieben. III. Jegliche Liebe ist recht oder unrecht. Die erstere ist wahre Liebe; die zweite ist Bosheit. Keine von beiden aber gehört der Natur an. Auf der anderen Seite entspricht die Liebe dem Erkennen; denn nichts wird geliebt, außer insoweit es gekannt wird, wie Augustin sagt. (10. de Trin. cap. 1.) Die Engel erkennen kraft ihrer einzelnen Natur und nicht bloß kraft eines Vermögens. Also haben sie kraft ihrer Natur Liebe.

b) Ich antworte, es muß in den Engeln von Natur aus Liebe sein. Denn überall und immer ist das „früher“ auch in dem gewahrt, was erst später hinzukommt. Die Natur ist aber zuerst da und somit früher als die Vernunft; denn die Natur eines jeden Dinges ist nichts anderes wie sein Wesen. Was also der Natur entspricht und zu ihr gehört, das muß auch bestehen bleiben in denen, die Vernunft haben. Das aber ist eine notwendige Folge jeder Natur, daß sie eine gewisse Hinneigung zum Zwecke hat; man nennt dies das natürliche Begehren oder natürliche Liebe, und zwar wird je nach der Beschaffenheit der einzelnen Natur diese Liebe verschieden gefunden in jeder Natur. Deshalb ist in der vernünftigen Natur eine natürliche Neigung gemäß dem Willen; in der sinnlichen Natur dagegen gemäß dem sinnlichen Begehren; in der kenntnislosen Natur gemäß der Beziehung der Natur zu etwas. Da also der Engel eine vernünftige Natur hat, so hat sein Wille natürliche Liebe.

c) I. Die vernünftige Liebe wird gegenübergestellt der natürlichen, insoweit letztere rein natürlich ist; insofern nämlich zur Natur weder der Sinn tritt noch die Vernunft. II. Alle Dinge, welche in der Welt sind, werden von irgend etwas getrieben, ausgenommen allein der Erstwirkende, der so wirkt, daß Er von nichts anderem getrieben wird; denn in Ihm ist ein und dasselbe Natur und Wille. Und deshalb ist es nicht unzuträglich, wenn der Engel getrieben wird, insofern die natürliche Neigung vom Urheber der Natur ihm eingeprägt worden ist. Er wird aber nicht in der Weise getrieben, daß er nicht auch selber wirkte; da er Wahlfreiheit hat. III. Wie die von der Natur kommende Kenntnis immer wahr ist, so ist die von der Natur kommende Liebe immer recht; denn sie ist eben nur die vom Urheber der Natur eingeprägte Neigung. Sagen also, die natürliche Liebe sei nicht recht, ist dasselbe als den Urheber der Natur beleidigen. Eine andere davon verschiedene Gradheit wohnt aber der wahren übernatürlichen Liebe als einer Tugend inne, denn sie vollendet die Gradheit der natürlichen; gleichwie ja auch eine andere Wahrheit in jeder Kenntnis jene ist, welche von der Natur kommt und eine andere jene, welche erlangt oder von oben her dem Geiste eingegossen worden ist.

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