Dritter Artikel. Bei den Dämonen besteht kein Erleuchten, sondern nur ein Sprechen.
a) Das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Denn: I. Erleuchten ist nichts Anderes als die Wahrheit offenbaren. Ein Dämon aber kann dem anderen die Wahrheit offenbaren; da der eine von Natur mehr natürlichen Scharfsinn hat wie der andere. Also kann ein Erleuchten da statthaben. II. Der Körper, der helleres Licht hat, beleuchtet seiner Natur nach jenen, der kein oder wenig Licht hat; wie ja die Sonne dem Monde ihr Licht mitteilt. Die höheren Dämonen aber haben mehr natürliches Licht. Also erleuchten sie von Natur jene, die weniger haben. Auf der anderen Seite ist Erleuchten immer verbunden mit Läutern und Vollenden; wie Kap. 106, Art. 1 gesagt worden. Läutern aber kann den Dämonen nicht zukommen gemäß Ekkli. 34, 4.: „Wer wird von dem, der selber unrein ist, gereinigt werden?“
b) Ich antworte, von einem eigentlichen Erleuchten kann bei den Dämonen nicht die Rede sein. Erleuchten nämlich ist, wie bereits l. c. gesagt worden, ein Offenbarmachen der Wahrheit, soweit die Wahrheit Beziehung hat zu Gott, der jegliche Vernunft erleuchtet. Eine andere Weise jedoch, die Wahrheit offenbar zu machen, ist das Sprechen; wie ein Engel dem anderen seine Auffassung einfach mitteilt. Nun ist aber dies der Verkehrtheit der Dämonen eigen, daß keiner den anderen zu Gott führen will, sondern vielmehr von der göttlichen Ordnung ablenken. Und deshalb erleuchtet der eine den anderen nicht; jedoch kann der eine dem anderen durch Sprechen seine Auffassung mitteilen.
c) I. Nicht jedes Offenbarmachen der Wahrheit hat den Charakter des Erleuchtens. II. Soweit es auf die natürliche Kenntnis ankommt, ist ein Offenbarmachen der Wahrheit für die Dämonen ebensowenig wie für die Engel notwendig; denn vom Beginne ihres Seins an wußten sie Alles, was sie ihrer Natur nach wissen konnten. Die größere Fülle natürlichen Scharfsinnes also in den höheren Dämonen kann kein Grund sein für ein Erleuchten.