Erster Artikel. Die Zustimmung ist eine Willensthätigkeit.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. Augustin schreibt (12. Trin. 12.) das Zustimmen der auf das Höhere gerichteten Vernunft, der ratio ratio superior, zu. II. Zustimmen oder zusagen ist „zugleich stimmen oder sagen“; was wiederum mehr der Vernunft als einer auffassenden Kraft entspricht. III. Zustimmen wie beistimmen besagt den Gebrauch oder die Anwendung der Vernunft für etwas. Beistimmen aber gehört der Vernunft zu als der auffassenden Kraft; also auch das Zustimmen. Auf der anderen Seite sagt Damascenus (2. orth. fide 22.): „Wenn jemand urteilt, aber nicht liebt, so ist dies keine Zustimmung.“
b) Ich antworte; eine „Stimmung“ wird ausgesagt eigentlich vom sinnlichen Teile. Zustimmung ist also nichts Anderes wie die Stimmung, auf etwas hin zuwenden. Nun ist es dem äußeren Sinne eigen, daß er die Dinge, welche gegenwärtig vor ihm liegen, erkennt. Denn die Einbildungskraft faßt die Ähnlichkeiten oder Bilder der Dinge auf, auch wenn die Dinge, welchen diese Bilder oder Ähnlichkeiten gelten, entfernt oder nicht gegenwärtig sind. Die Vernunft aber als Auffassungskraft der allgemeinen Gründe ist durchaus gleichgültig für den Unterschied der Gegenwart und der Abwesenheit; sie faßt auf, mögen die einzelnen Dinge vorliegen oder abwesend sein. Und weil die Thätigkeit der Begehrkraft eine gewisse Hinneigung ist zur Sache selbst gemäß einer aufgefaßten Ähnlichkeit, so wird die betreffende Anwendung der Begehrkraft auf die Sache, insofern sie der letzteren anhängt, auch Stimmung genannt, als ob die Begehrkraft eine gewisse Erfahrungskenntnis nehmen wollte von der Sache, der sie anhängt, soweit sie nämlich in ihr sich gefällt. Deshalb heißt es Sap. 1.: „Euere Stimmung rücksichtlich Gottes sei eine gute.“ Danach also wäre die „Zustimmung“ ein Akt der Begehrkraft.
c) I. Der Wille findet sich in der Vernunft. Augustin also nimmt die Zustimmung als etwas der Vernunft Zukommendes, insoweit die Vernunft den Willen in sich einschließt. II. Die „Stimmung“ allerdings gehört eigentlich der auffassenden Kraft an und besagt die Ähnlichkeit mit der außenbefindlichen Sache im Sinne oder in der Einbildungskraft oder in der Vernunft. Aber insofern die Begehrkraft sich gemäß dieser Ähnlichkeit der Sache zuwendet, wird damit infolge einer gewissen Analogie ein Akt der Begehrkraft ausgedrückt. III. „Beistimmen“ besagt „bei“ oder „in der Nähe von etwas“ stimmen und schließt so eine gewisse Entfernung in sich ein rücksichtlich dessen, dem beigestimmt wird. „Zustimmen“ aber ist „zugleich stimmen“ und enthält so im Gegenteil eine gewisse Verbindung mit dem, dem zugestimmt wird. Der Wille also stimmt im mehr eigentlichen Sinne zu, da es ihm eigen ist, nach der Verbindung mit der Sache zu streben. Die Vernunft aber, deren Thätigkeit nicht sich vollzieht gemäß der Bewegung zur Sache hin, sondern vielmehr gemäß der Bewegung der Sache zu ihr hin, stimmt besser bei; wiewohl man das eine gewöhnlich für das andere setzt.
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