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Œuvres Thérèse d'Avila (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Neuntes Hauptstück

5.

Überhaupt hatte ich so wenig Geschicklichkeit, mir mit dem Verstande etwas vorzustellen, daß mir, wenn ich es nicht mit Augen sah, meine Einbildungskraft gar nichts half, während andere sich verschiedene Vorstellungen machen können, um zur Sammlung zu gelangen. Nur das eine vermochte ich, mir Christus in seiner Menschheit zu denken, war aber nicht imstande, mir seine Gestalt in meinem Inneren vorzustellen, soviel ich auch von seiner Schönheit schon gelesen und so oft ich seine Bildnisse betrachtet hatte. Ich glich in dieser Beziehung einem Menschen, der blind oder im Finsteren ist und mit einem anderen spricht, den er als gegenwärtig erkennt; er weiß gewiß, daß er bei ihm ist, ich will sagen, er merkt es und glaubt es, aber er sieht ihn nicht. In ähnlicher Weise erging es mir, wenn ich an unseren Herrn dachte. Darum hatte ich die Bilder so gern. O die Unglücklichen, die durch ihre Schuld sich eines so großen Gutes berauben! Es scheint wohl, daß sie den Herrn nicht lieben; denn liebten sie ihn, so würden sie sich freuen, sein Bild zu sehen, wie man sich ja hienieden auch freut, das Bild dessen zu sehen, den man innig liebt.

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Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

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