2.
Vorher schon hatte ich sehr häufig ein gewisses zärtliches Andachtsgefühl empfunden, das man sich, wie mir scheint, zum Teil selbst etwas verschaffen kann. Es ist dies eine Wonne, die weder ganz sinnlich, noch ganz geistig, immerhin aber gänzlich eine Gabe Gottes ist. Indessen können wir meines Erachtens doch auch viel dazu beitragen, wenn wir unsere Niedrigkeit und Undankbarkeit gegen Gott, seine vielen und erwiesenen Wohltaten, sein so schmerzvolles Leiden, sein so mühseliges Leben betrachten; oder wenn wir uns erfreuen in der Betrachtung der Werke Gottes, seiner Größe, seiner Liebe gegen uns, und vieler anderer Dinge, die sie dem, der sorgfältig auf seinen Fortschritt bedacht ist, oftmals darbieten, auch wenn er nie sonderlich darauf acht hat. Falls nur einige Liebe solche Betrachtungen begleitet, ergötzt sich die Seele; das Herz wird gerührt, und es fließen Tränen. Manchmal scheint es, als preßten wir diese Tränen mit Gewalt aus; andere Male scheint der Herr und Gewalt anzutun, so daß wir nicht widerstehen können. Es hat hier den Anschein, als vergelte Seine Majestät jene geringe Mühe mit einem so großen Geschenke, wie der Trost, den er der Seele im Hinblick darauf verleiht, daß sie um eines so erhabenen Herrn willen weint. Dieser Trost wundert mich nicht; die Seele hat also guten Grund dazu. Ja, da labt sie sich, da freut sie sich.