3.
Um der Liebe des Herrn willen bitte ich daher die Seelen, denen Seine Majestät eine so große Gnade, diesen Stand zu erreichen, erwiesen hat, sie möchten doch sich selbst erkennen und in demütigem und heiligem Stolze sich hochachten, um nicht wieder zu den Töpfen Ägyptens zurückzukehren. Sollten sie aber aus Schwäche oder aus Bosheit oder wegen ihrer verderbten und armseligen Natur fallen, wie auch ich gefallen bin, so mögen sie doch fest des verlorenen Gutes eingedenk sein und im Grund fürchten, vom Schlimmen zum Schlimmen zu kommen, — — — wenn sie nicht zur Übung des innerlichen Gebetes zurückkehren. Denn jene Seele nenne ich schon eine wirklich gefallene, die den Weg scheut, auf dem sie ein so großes Gut erlangt hat; und Seelen dieser Art sind es, zu denen ich spreche. Ich sage nicht, sie müßten fortan so vollkommen sein, daß sie Gott gar nicht mehr beleidigen und in gar keine Sünde mehr fallen; denn obschon jene, die bereits so große Gnaden erlangt haben, besondere Ursache hätten, sich sorgfältig vor jeder Sünde zu hüten, so sind wir doch armselige Menschen. Wozu ich aber solche Seelen dringend ermahne, ist dies, daß sie nicht vom innerlichen Gebet ablassen sollen; denn so werden sie ihre begangenen Untreuen erkennen und vom Herrn die Gnade der Reue und Kraft erhalten, sie wieder zu erheben. Würden sie dagegen das Gebet aufgeben, so würde es gefährlich um sie stehen. Dies möge man mir glauben. Ich weiß jedoch nicht, ob ich in dieser Sache das rechte Verständnis habe; denn ich urteile, wie gesagt, nur nach meiner eigenen Erfahrung.