9.
Die ersten acht Tage meines Aufenthaltes im Kloster waren sehr qualvoll für mich, mehr jedoch wegen der Besorgnis, es möchte mein bisheriges eitles Betragen ruchbar geworden sein, als weil ich hier eingeschlossen war. Denn der Eitelkeiten, denen ich nachging, war ich bereits müde, und ich hatte nun beständig eine große Furcht vor Gott wegen der Zeit, in der ich ihn beleidigte; deshalb suchte ich auch bald zu beichten. Es war eine große Unruhe in mir, bis ich mich nach Verlauf von acht Tagen, oder vielleicht schon eher, weit glücklicher fühlte als daheim bei meinem Vater. Alle Bewohnerinnen des Klosters waren zufrieden mit mir; denn diese Gnade hatte mir der Herr verliehen, daß ich überall, wo ich hinkam, gern gesehen und darum sehr beliebt war. Obwohl dem Berufe zum Ordensstande damals äußerst abhold, freute ich mich doch, in diesem Kloster so tugendhafte Nonnen zu sehen; sie waren es auch in hohem Grade und zeichneten sich besonders durch große Ehrbarkeit, klösterliche Zucht und Eingezogenheit aus. Doch bei dem allem unterließ es der böse Feind auch hier nicht, mich anzufechten, indem er mich mit Aufträgen auswärtiger Personen zu beunruhigen suchte. Weil aber diese keine Erwiderung fanden, so hatte das Treiben bald ein Ende. Meine Seele begann nunmehr sich wieder dem Guten zuzuwenden, wie es meiner Kindheit eigen war, und ich erkannte, welch große Gnade Gott denen erweist, die er in die Gesellschaft tugendhafter Menschen versetzt. Mir scheint, seine Majestät habe kein Mittel unversucht gelassen, um mich wieder an sich zu ziehen. Gepriesen seist du, o Herr, daß du mich so lange ertragen hast. Amen.