7.
Ich wünschte, daß wir fünf, die wir jetzt in Christo einander lieben, uns verbündeten. Gleichwie nämlich andere in diesen Zeiten sich heimlich zusammentun, um sich gegen die göttliche Majestät zu erheben und Bosheiten und Ketzereien anzustiften, so sollten auch wir manchmal im geheimen uns zu versammeln trachten, um uns gegenseitig unsere Fehler aufzudecken und einander mitzuteilen, worin wir uns bessern und Gott wohlgefallen könnten; denn niemand kennt sich so gut, wie jene, die uns kennen, die uns beobachten, wenn nur die Liebe und die Sorge, uns zu nützen, sie leitet. Ich sage »im geheimen«; denn eine solche Sprache ist jetzt nicht mehr üblich. Sogar die Prediger richten ihre Vorträge so ein, daß sie niemand mißfallen. Wohl mögen sie eine gute Absicht dabei haben, und das Werk selbst mag gut sein; indessen werden auf diese Weise nur wenige gebessert. Warum aber sind es nicht viele, die durch Predigten bewogen werden, von öffentlichen Lastern abzustehen? Wollen sie mein Urteil wissen? Ich meine, es komme dies daher, daß die Prediger mit zu viel Klugheit zu Werke gehen. Weil sie auf diese übertriebene Klugheit nicht verzichten, sind sie auch nicht von jenem großen Feuer der Liebe Gottes entzündet, wie die Apostel es waren; deshalb gibt die Flamme ihrer Liebe auch so wenig Wärme. Ich sage nicht, sie müßten eine gleich große Liebe haben, wie die Apostel sie gehabt; ich wünschte nur, ihre Liebe möchte größer sein, als ich es wahrnehme. Wissen Euer Gnaden, woran viel gelegen sein muß? Es ist der Abscheu vor diesem Leben und die Geringschätzung der eigenen Ehre. Dahin hatten es die Apostel bereits gebracht, so daß ihnen nichts daran lag, ob sie durch die Verkündigung oder Verteidigung einer Wahrheit zur Ehre Gottes alles verloren aber alles gewannen; denn wer wahrhaft alles für Gott daran wagt, der erträgt gleichmäßig das eine wie das andere. Ich sage nicht, daß ich auch so bin; ich möchte aber doch so werden.