12.
O Jesus! Könnte ich doch euer Gnaden diesen Zustand genau erklären, wenn auch nur dazu, daß sie mir sagten, was er sei; denn in ihm befindet sich meine Seele jetzt immer. Die meiste Zeit, in der sie sich frei von Geschäften sieht, wird sie von diesen Todesängsten gequält. Ihr Herannahen versetzt sie in Furcht, weil sie doch nicht vom Leibe scheiden kann; ist sie aber einmal darin versenkt, so möchte sie ihr ganzes Leben in diesem Leiden verharren, obschon es so überaus heftig ist, daß die Natur es kaum zu ertragen vermag. Öfter schlägt darum kein Puls mehr in mir, wie dies jene Schwestern, die sich mir zuweilen nähern und denen die Sache schon mehr bekannt ist, sagen. Die Handgelenke sind ganz auseinander und die Hände so starr, daß ich sie bisweilen nicht halten kann. Noch am folgenden Tage fühle ich den Schmerz an den Pulsen und im ganzen Körper, so daß es mir vorkommt, als wären alle meine Glieder verrenkt. Manchmal denke ich, es werde dem Herrn gefallen, daß ich an diesem Zustande, falls er so fortdauern sollte wie jetzt, noch sterbe; denn der Schmerz, den ich dabei empfinde, scheint mir groß genug dafür zu sein, nur daß ich es nicht wert bin. Mein ganzes Verlangen ist es alsdann, zu sterben, wobei ich weder des Fegfeuers noch meiner großen Sünden, wodurch ich die Hölle verdient habe, mich erinnere; dies alles ist vergessen über dem Verlangen, Gott zu schauen. Auch scheint mir die Verlassenheit und Einsamkeit, die hier die Seele erleidet, lieber zu sein als alle Gesellschaft der Welt. Der einzige Trost, den die Seele von da etwa noch erwarten könnte, wäre nur der Umgang und die Unterredung mit jemand, der die nämliche Pein gleichfalls schon erfahren hat; denn es scheint ihr, daß sonst niemand aus allen, denen sie klagen wollte, ihr glauben würde.