12.
Der Herr will aber, daß wir dies erkennen und uns Mühe geben, das oben erwähnte Wasserrad zu drehen, gleich jenen Eselein, die mit verbundenen Augen und ohne zu verstehen, was sie tun, doch mehr Wasser schöpfen als der Gärtner mit all seinem Fleiße. Man muß mit Freiheit auf diesem Wege wandeln und sich den Händen Gottes überlassen. Will Seine Majestät uns zu ihren Hofleuten und zu Vertrauten ihrer Geheimnisse erheben, so laßt uns diesem Rufe gerne folgen; wenn nicht, so wollen wir ihr auch in niedrigen Ämtern dienen und uns nicht selbst an den obersten Platz setzen, wie ich dies schon einigemal gesagt habe. Gott trägt mehr Sorge für uns als wir selbst, und er weiß auch, wozu ein jeder tauglich ist. Warum will sich einer noch selbst regieren, der seinen Willen schon ganz an Gott hingegeben hat? Dies geht meines Erachtens hier weit weniger an und schadet viel mehr, als bei der ersten Gebetsstufe; denn hier handelt es sich um übernatürliche Güter. Wenn jemand eine schlechte Stimme hat, so macht er sie, wie sehr er sich auch im Singen abmühen mag, dadurch doch nicht gut; will aber Gott ihm eine gute Stimme geben, so braucht er sich nicht erst mit Schreien zu plagen. Bitten wir also Gott immerhin um Verleihung seiner Gnaden; es bleibe aber die Seele, obwohl vertrauend auf seine Freigebigkeit, dennoch ergeben in seinem Willen. Da es ihr gestattet ist, zu den Füßen Christi zu weilen, gehe ihre Sorge nur dahin, nicht von da zu weichen, sondern auszuharren, in welcher Weise es auch sein mag. Sie ahme die Magdalena nach, bis Gott auch sie, wenn sie einmal erstarkt ist, in die Einsamkeit führt.