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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Dreiundzwanzigstes Hauptstück

9.

Damals kam ich mit dem erwähnten heiligen Edelmanne überein, daß er mich zuweilen besuche. In dieser Bereitwilligkeit, mit einer so elenden Person, wie ich bin, verkehren zu wollen, zeigte sich seine große Demut. Bei seinen Besuchen machte er mir Mut, indem er sagte, ich sollte nicht denken, daß ich mich gleich an einem Tage von allem freimachen müßte; Gott werde mir allmählich dazu verhelfen. Er selbst habe mit ganz geringen Dingen mehrere Jahre zu tun gehabt und sich darin nicht überwinden können. O Demut, welch große Güter verschaffst du denen, die dich besitzen, und denen, die mit diesen umgehen! Dieser Heilige — so glaube ich ihn mit Recht nennen zu können — bekannte mir in seiner Demut zu meiner Ermutigung einige seiner Schwachheiten, die es freilich nur in seinen Augen waren. Für mich zwar in meinem Stande wären diese Dinge die größten Fehler gewesen, für ihn aber in seinem Stande waren sie weder Fehler noch Unvollkommenheiten. Dies sage ich nicht ohne Absicht, mag es auch scheinen, als halte ich mich bei unbedeutenden Dingen gar zu lang auf; denn gerade diese Dinge sind am Anfang für die Förderung und den Aufschwung einer Seele, die sozusagen noch keine Federn zum Fliegen hat, so wichtig, daß niemand es glauben wird, der nicht selbst es erfahren hat. Und weil ich zu Gott hoffe, es werde dazu beitragen, da Euer Gnaden vielen Seelen nützen, darum gestehe ich hier: Mein ganzes Heil hing davon ab, daß jener fromme Mann mich zu heilen verstand, und daß er so viel Demut und Liebe hatte, sich meiner anzunehmen, und so viel Geduld, mich zu ertragen, obwohl er sah, daß ich mich nicht sogleich in allem besserte. Er ging mit Bescheidenheit zu Werke, indem er mich Schritt für Schritt lenkte und mir die Mittel an die Hand gab, den bösen Feind zu überwinden. Darum gewann ich auch eine so große Liebe zu ihm, daß es für mich keinen größeren Trost gab, als ihn wiederzusehen, wiewohl dies nur selten war. Dagegen betrübte ich mich gleich sehr, wenn er länger als gewöhnlich ausblieb, weil ich meinte, er besuche mich deshalb nicht, weit ich so böse wäre, obwohl es viel besser mit mir wurde, seitdem ich mit ihm verkehrte.

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