15.
Ich besprach mich mit diesem Manne, der ein sehr großer Diener Gottes und überaus erleuchtet war. Nachdem ich ihm meine ganze Seele erschlossen, klärte er mich, da er die Sprache des Geistes gut verstand, über meinen Zustand auf und ermutigte mich sehr. Er sagte, daß hier ganz offenbar der Geist Gottes wirke, daß ich aber dennoch zur Übung den gewöhnlichen innerlichen Gebeten zurückkehren müsse, weil ich noch keinen rechten Grund gelegt habe und noch nicht von Abtötung wisse. Und in der Tat hatte ich, wie mir scheint, bis dahin nicht einmal den Namen dieser Tugend verstanden. Ferner sagte er mir, ich solle das innerliche Gebet ja nicht unterlassen, sondern großen Mut fassen, da Gott mir so besondere Gnaden erweise; denn, fügte er bei, man wisse nie, ab nicht etwa der Herr sich meiner zum Nutzen vieler anderer bedienen wolle. Letzteres und noch manches andere scheint er in prophetischem Geiste gesprochen zu haben, da es der Herr nachmals wirklich an mir in Erfüllung gehen ließ. Zugleich machte er mich auf die große Schuld aufmerksam, die ich haben würde, wenn ich den von Gott mir erwiesenen Gnaden nicht entspräche. Alle seine Worte drangen so in mich ein, daß ich meinte, der Heilige Geist selbst rede durch ihn, um meine Seele zu heilen, und ich fühlte mich durch sie selbst beschämt. Er aber führte mich in einer Weise, daß ich eine ganz andere geworden zu sein schien. O was ist es doch Großes, eine Seele zu verstehen! Er sagte mir auch, ich möchte täglich mein Gebet über ein Geheimnis des Leidens Christi anstellen; dies sollte ich zu meinem Nutzen anwenden und an nichts anderes denken als an die Menschheit Christi. Jenen inneren Sammlungen und Genüssen sollte ich nach Möglichkeit widerstehen und keinen Raum geben, bis er mir etwas anderes sagen würde. Als er mich verließ, war ich ganz getröstet und gestärkt; denn der Herr half mir und stand auch ihm bei, daß er meinen Zustand erkannte und mich zu leiten verstand. Ich war nun fest entschlossen, seinen Verordnungen in seiner Sache entgegenzuhandeln, und so hielt ich es meinen Beichtvätern gegenüber bin auf den heutigen Tag. Gepriesen sei der Herr, daß er mir die Gnade verliehen hat, ihnen zu gehorchen, wenngleich es nur unvollkommen geschehen ist! Sie waren von nun an fast immer aus der Reihe jener gesegneten Väter der Gesellschaft Jesu; ich folgte ihnen aber, wie gesagt, nur unvollkommen. Es begann nun in meiner Seele eine augenscheinliche Besserung einzutreten, wie ich dies jetzt weiter erzählen werde.