2.
Um jene Zeit lag eine Nonne desselben Klosters an einer sehr schweren und schmerzlichen Krankheit darnieder. Sie hatte offene Wunden im Unterleibe, die von Verstopfung herrührten, und durch die alles, was sie genossen, wider von ihr ging. Sie ist auch bald an dieser Krankheit gestorben. Während nun alle, mit ich sah, davor zurückschreckten, verursachte mir die Geduld der Kranken großen Neid; ich bat Gott um Krankheit nach seinem Belieben, wenn er mir nur auch so viel Geduld verleihen wolle wie ihr. Ich scheute, wie ich meine, keine Art von Leiden; denn ich hatte ein so glühendes Verlangen nach den ewigen Gütern, daß ich entschlossen war, sie um jeden Preis zu erringen. Darob staune ich jetzt, weil ich meines Erachtens damals noch nicht so von Liebe Gottes entzündet war wie in der Folge, nachdem ich das innerliche Gebet zu üben begann. Ich hatte nur eine tiefe Erkenntnis, die mir zeigte, daß alles, was ein Ende nimmt, gering zu achten, jene Güter aber, die damit gewonnen werden können, von großem Werte seien, weil sie ewig dauern. Die göttliche Majestät erhörte auch meine Bitte; denn ehe noch zwei Jahre vergingen, ward ich so elend, daß meines Erachtens die Krankheit, obwohl verschieden von dem Übel der genannten Nonne, doch nicht minder qualvoll und lästig gewesen; drei Jahre lang erduldete ich dieses Übel, das ich jetzt schildern will.