• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Das Leben der heiligen Theresia von Jesu
Einunddreißigstes Hauptstück

20.

Da ich in diesem Punkte viel Erfahrung habe, so möchte ich euer Gnaden noch auf etwas aufmerksam machen. Wenn es Ihnen auch scheinen sollte, Sie hätten eine Tugend schon errungen, so dürfen Sie doch nicht eher daran glauben, als bis jene Tugend in der Versuchung zum Gegenteile sich bewährt hat. Auch sollen wir, solange wir leben, niemals ohne Furcht und Sorge sein; denn solange uns die Gnade der Erkenntnis, wie nichtig hienieden alles ist, noch nicht vollkommen zuteil geworden, hängt sich gar vieles daran, und jede Tugend ist in diesem Leben immer vielen Gefahren ausgesetzt. Erst vor wenigen Jahren schien es mir, als hätte ich an meine Verwandten nicht nur keine Anhänglichkeit mehr, sondern als wären sie mir sogar lästig. Und es war auch in der Tat so; denn ich konnte den Umgang mit ihnen nicht mehr ertragen. Nun mußte ich mich eines sehr wichtigen Geschäftes halber bei einer meiner Schwestern aufhalten, die ich früher sehr innig geliebt hatte. Obwohl sie frömmer ist als ich, so sagte mir doch der Umgang mit ihr nicht zu. Denn weil sie in einem ganz anderen Stande lebt, sie ist nämlich verheiratet, so fand ich nicht immer die Unterhaltung, die ich wünschte; darum blieb ich soviel als möglich allein. Desungeachtet bemerkte ich, daß ihre Leiden mich viel mehr betrübten als die eines anderen Menschen, und daß ich um ihretwillen in einige Sorge geriet. Kurz, ich erkannte an mir, daß ich noch nicht so vollkommen losgeschält sei, als ich meinte, und daß ich die Gelegenheit noch meiden müsse, damit die Tugend zunehmen könne, die der Herr mir zu spenden begonnen. Mit seiner Gnade habe ich mich auch bis zur Stunde beflissen, dies zu tun. Wir müssen, wenn der Herr uns eine Tugend verleihen will, diese hochschätzen und dürfen uns auf keine Weise der Gefahr aussetzen, sie zu verlieren.

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Download
  • docxDOCX (325.38 kB)
  • epubEPUB (315.38 kB)
  • pdfPDF (1.12 MB)
  • rtfRTF (949.24 kB)
Übersetzungen dieses Werks
Das Leben der heiligen Theresia von Jesu

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung