3.
Wahrhaftig, ich habe vor dem Verlangen, eine vornehme Frau zu sein, einen gründlichen Abscheu bekommen. Gott bewahre mich vor einem falschen Anstande! Indessen war jene Dame, obwohl sie zu den vornehmen des Königreiches gehört, doch von der Art, daß es meines Erachtens wenige gibt, die demütiger sind und so herablassend wie sie. Ich hatte Mitleid mit ihr, wenn ich sah, wie oft sie, um den Pflichten ihres Standes zu genügen, ihrer Neigung entsagen mußte, und noch dauert sie mich deshalb. Ihre Dienerschaft war gut, und doch konnte sie sich nur wenig auf sie verlassen. Sie durfte mit dem einen nicht mehr reden als mit dem anderen, wenn sie nicht wollte, daß der Begünstigte den anderen scheel ansehen würde. Das ist doch wahre Knechtschaft; ja, es ist eine von den Lügen, die die Welt spricht, wenn sie solche Personen Herrschaften nennt; denn sie sind meiner Überzeugung nach in tausend Stücken Sklaven. Während meines Aufenthaltes in jenem Hause gefiel es dem Herrn, daß dessen Bewohner sich mehr dem Dienste seiner Majestät ergaben. Indessen blieb es nicht aus, daß ich wegen der großen Liebe, die die Dame zu mir trug, Mißgunst und Widerwärtigkeiten von seiten einiger zu erdulden hatte. Vielleicht meinte man, ich verfolge irgendwie eigennütziges Interesse, und vielleicht hat der Herr diese und andere dergleichen Widerwärtigkeiten über mich kommen lassen, damit ich nicht die ausgezeichnete Behandlung, die mir andrerseits zuteil ward, liebgewänne. Er wollte aber, daß ich aus allem Vorteil für meine Seele ziehe.