22.
Auf diese Weise lebe ich jetzt, mein Herr und Vater! Bitten sie Gott, daß er mich entweder zu sich nehme oder mir verleihe, daß ich ihm diene. Möge es seiner Majestät gefallen, daß das, was ich hier geschrieben habe, Ihnen zu einigem Nutzen gereiche! Zwar hat mich das Schreiben wegen Mangel an Zeit Mühe gekostet; glückselig aber wäre diese Mühe, sollte es mir gelungen sein, etwas zu sagen, weswegen der Herr auch nur ein einziges Mal gepriesen würde; ich hielte mich dann für belohnt genug, selbst wenn Sie diese Schrift gleich verbrennen würden. Doch wünschte ich, daß sie zuvor von den drei Ihnen bekannten Männern gelesen werde; denn sie sind oder waren meine Beichtväter. Habe ich nichts Gutes geschrieben, so ist es recht, wenn sie die gute Meinung, die sie von mir haben, aufgeben; habe ich aber Gutes geschrieben, so bin ich überzeugt, daß sie als fromme und gelehrte Männer erkennen werden, woher es kommt, um den zu preisen, der durch mich gesprochen hat. Seine Majestät wolle Euer Gnaden immer an der Hand halten und sie zu einem so großen Heiligen machen, daß sie mit ihrem Geiste und Lichte diese elende, so wenig demütige und so dreiste Kreatur, die es wagte, sich zum Schreiben so erhabener Dinge zu entschließen, erleuchten können! Der Herr gebe, daß ich dabei nichts Irriges vorgebracht habe! Meine Absicht und mein Verlangen war es wenigstens, alles recht zu sagen, dem Gehorsame zu genügen und dazu beizutragen, daß der Herr in etwa gepriesen werde. Um letzteres habe ich ihn schon seit vielen Jahren gebeten; und weil mir hiezu die Werke fehlten, darum habe ich mich erkühnt, dieses mein unordentliches Leben zu beschreiben. Dazu habe ich nicht mehr Zeit und Fleiß angewendet, als gerade notwendig war, um es niederzuschreiben; doch habe ich das, was mit mir vorgegangen ist, mit aller mir möglichen Aufrichtigkeit und Wahrheit dargelegt. Dem Herrn, der da mächtig ist, und der, wenn er will, auch kann, möge es gefallen, daß ich in allem seinen Willen recht zu erfüllen wisse; er wolle nicht zulassen, daß diese Seele, die Seine Majestät durch so viele Mittel und auf mannigfache Weise so oft von der Hölle gerettet und an sich gesogen hat, verloren gehe! Amen.
J. H. S.
Der Heilige Geist sei immer mit Euer Gnaden!
Es wäre nicht unrecht, wenn ich schildern würde, was mich der Ihnen geleistete Dienst gekostet hat, um Sie zu verpflichten, mich recht eifrig unserem Herrn zu empfehlen; denn nachdem ich so viel ausgestanden, mich so beschrieben zu sehen und meine so großen Armseligkeiten mir wieder ins Gedächtnis zurückzurufen, hätte ich das Recht dazu. Dennoch kann ich in Wahrheit sagen, daß mir die Beschreibung der mir vom Herrn erwiesenen Gnaden schwerer gefallen ist als die Mitteilung der Beleidigungen, die ich seiner Majestät zugefügt habe. Was Euer Gnaden mir befohlen, nämlich recht ausführlich zu sein, habe ich unter der Bedingung getan, daß Sie Ihr Versprechen halten und zerreißen werden, was Ihnen unrichtig erscheint. Ich hatte das Geschriebene noch nicht ganz durchgelesen, als Sie es schon abholen ließen. Es mag darum sein, daß manches vorkommt, was schlecht erklärt, anderes, was wiederholt gesagt ist; denn mir blieb immer so wenig Zeit, daß ich das, was ich schrieb, nicht mehr überlesen konnte. Deshalb bitte ich Euer Gnaden, Sie möchten verbessern, was zu verbessern ist, und das Ganze abschreiben lassen, wenn es dem Pater Magister Ávila zugeschickt werden soll, weil sonst jemand meine Schrift erkennen könnte. Ich wünschte sehr, daß der Genannte es zu lesen bekomme, denn mit dieser Absicht habe ich zu schreiben begonnen. Ist derselbe der Ansicht, daß ich auf gutem Wege wandle, so wird mir dies zu großem Troste gereichen. Mir selbst bleibt nichts mehr zu tun übrig. Mögen Euer Gnaden mit allem tun, wie sie es für gut finden; aber bedenken Sie auch, daß Sie jener, die Ihnen ihre Seele so anvertraut, verbunden sind. Ich meinerseits werde Ihre Seele mein ganzes Leben lang unserem Herrn empfehlen. Wollen Sie deshalb, um mir eine Gnade zu erzeigen, nicht zögern, der göttlichen Majestät zu dienen; denn aus dem, was hier geschrieben ist, werden Sie ersehen, wie gut die Mühe angewendet ist, wenn man, wie Sie schon angefangen haben, sich ganz dem hingibt, der sich ohne Maß uns schenkt. Er sei gebenedeit in Ewigkeit! Ich hoffe zu seiner Barmherzigkeit, daß wir einander dort sehen werden, wo Sie und ich die großen Erbarmungen, die er uns erwiesen hat, klarer erkennen und ihn in Ewigkeit lobpreisen werden. Amen.
† Dieses Buch wurde vollendet im Juni 1562.