7.
Ich weiß nicht, was jene fürchten, die sich scheuen, dem innerlichen Gebete sich hinzugeben, und sehe nicht ein, warum sie sich fürchten. Der böse Feind geht hier meisterhaft zu Werke, um uns in Wahrheit zu schaden, wenn er uns Furcht vor dem Gebete einflößt und dadurch bewirkt, daß wir nicht darüber nachdenken, wie oft und schwer wir Gott beleidigt haben, wieviel wir ihm schulden, daß es eine Hölle und eine ewige Glorie gibt, und wie große Mühseligkeiten und Schmerzen der Herr für uns erduldet hat. In solchen Betrachtungen bestand mein ganzes Gebet, solange ich noch in den Gefahren lebte, über die ich gesprochen habe; über diese Wahrheiten dachte ich, wenn es mir möglich war, nach. Gleichwohl beschäftigte ich mich einige Jahre hindurch mehr mit dem Verlangen nach dem Ende der Gebetsstunde, die ich für mich zu halten mir vorgenommen hatte, und mit Horchen auf den Schlag der Uhr als mit anderen guten Gedanken. Ja, ich kann mir keine so schwere Buße denken, die man mir hätte auflegen können und die ich oftmals nicht lieber auf mich genommen hätte, als mich zum Gebete zu sammeln. Wahrhaftig, die Gewalt, mit der mich der böse Feind oder meine schlimme Gewohnheit vom Gebete abhalten wollte, und die Traurigkeit, die mich beim Eintritt in das Oratorium befiel, war fast unerträglich. Man sagt von mir, daß ich nicht geringen Mut besitze, und es hat sich auch in der Tat schon gezeigt, daß mir Gott einen weit größeren Mut als den eines Weibes verliehen hat, den ich aber leider übel angewendet habe; und doch mußte ich meine ganze Kraft aufbieten, um mich zu überwinden, bis mir der Herr zuletzt doch noch geholfen hat. Hatte ich mir aber einmal diese Gewalt angetan, so fühlte ich größere Ruhe und Wonne in mir als sonst manchmal, wenn ich dem Verlangen nachgab, mündlich zu beten.