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Werke Theresia von Jesu (1515-1582) Berichte und Gunstbezeigungen der hl. Theresia
II. Gunstbezeigungen Gottes

35.

Am zweiten Pfingsttage, der auf diesen Entschluß folgte, begab ich mich zur Klostergründung nach Sevilla und meine Schwestern und ich hörten eine heilige Messe in der Einsiedelei zu Ecija und hielten dort Mittagsruhe. Während die Schwestern in der Einsiedelei waren, blieb ich allein in der Sakristei nebenan. Ich wollte über eine große Gnade nachdenken, die mir der Heilige Geist am Vorabend dieses Festes erwiesen hatte, und es erfaßte mich ein inniges Verlangen, ihm dafür durch einen besonderen Dienst meine Dankbarkeit zu bezeigen. Nun fand ich nichts, was ich nicht schon getan hätte. Da erinnerte ich mich, daß das Gelübde des Gehorsams, das ich abgelegt hatte, nicht derart gewesen war, daß es dem vollkommenen Gehorsam entsprochen hätte; ich glaubte, der Heilige Geist würde verherrlicht werden, wenn ich mich durch ein Versprechen in Erfüllung meines einfachen Entschlusses, dem Pater Hieronymus zu gehorchen, verpflichtete. Einerseits hielt ich dieses Versprechen für nichts, andererseits kam es mir sehr schwierig vor; denn man entdeckt den Ordensobern nicht alle Geheimnisse der Seele, und außerdem wechseln sie; wenn man sich mit dem einen gut versteht, so kann ein anderer kommen, mit dem es nicht so geht; ich fürchtete für den Rest meines Lebens ohne innere und äußere Freiheit zu bleiben. All das rief in mir ein Widerstreben, ja sogar heftigen Widerwillen hervor, mich durch diese Versprechen zu binden.

Gerade dieses Widerstreben, daß ich in meinem Willen fand, machte mich ganz verwirrt. Ich glaubte selbst etwas zu haben, was ich nicht für Gott tat, indem zu mich zu etwas anbot, vor dem ich immer zurückschreckte; Tatsache ist, daß mich diese Schwierigkeit schrecklich ängstigte; wenn ich den Schmerz ausnehme, den ich beim Verlassen des Vaterhauses fühlte, um Nonne zu werden, so glaube ich niemals in meinem Leben, auch nicht bei Ablegung meiner Gelübde, einen solchen Kampf empfunden zu haben. Die Ursache von all dem kam daher, daß ich nicht an die Liebe dachte, die ich zu Pater Gracian trage, noch auch an die Eigenschaften, mit denen er zum Wohle meiner Seele ausgestattet ist; ich betrachtete ihn im Gegenteil wie einen Fremdling. Ich fragte mich nur, ob es gut sei, mich auf diese Weise für den Heiligen Geist zu verpflichten.

Mitten in meinen Zweifeln, die sich darum drehten, ob es zur Ehre Gottes beitrage oder nicht, entschloß ich mich, soviel ich glaube, nach heftigem Kampfe allmählich dazu, da mich der Herr mit großem Vertrauen erfüllte; ich machte, wie mir schien, dieses Versprechen für den Heiligen Geist und hielt ihn für verpflichtet, dem Pater Gracian selbst die zu meiner Leitung notwendige Erleuchtung zu geben; außerdem erinnerte ich mich damals daran, daß Unser Herr Jesus Christus ihn mir zum Führer gegeben hatte.

Ich warf mich nun auf die Knie und versprach, alles zu erfüllen, was er mir während meines übrigen Lebens befehlen würde, um dem Heiligen Geiste zu gefallen, vorausgesetzt, daß es nicht gegen den Willen Gottes und meiner Obern sei, denen ich gehorsam sein muß. Um den geringsten Zweifel auszuschließen, achtete ich darauf, daß ich mich nur für wichtige Dinge verpflichtete. Ich nahm die Fälle aus, in denen ich ihm beschwerlich fallen würde, so daß er mich davon entbinden würde, sowie auch jene, bei denen es sich um meine Gesundheit oder um die seinige handeln würde; denn das sind Kleinigkeiten, bei denen man durchaus nicht die Absicht hat, ungehorsam zu sein. Ich verpflichtete mich aus freien Stücken, ihm weder meine Fehler noch meine Sünden vorzuenthalten, was man nicht einmal den Obern gegenüber tut, überhaupt ihn sowohl bezüglich meines äußeren wie inneren Lebens als Stellvertreter Gottes zu betrachten. Ich weiß nicht, ob ich dadurch verdienstlich gehandelt habe, aber ich glaubte ein großes Werk zu Ehren des Heiligen Geistes vollbracht zu haben; wenigstens habe ich alles getan, was ich als ihm wohlgefällig erachte.

Dadurch empfand ich eine hohe Befriedigung und Freude, die bis jetzt angedauert haben. Ich hatte gefürchtet, mir eine Fessel anzulegen, und ich fand mich viel freier. Ich vertraue darauf, daß Unser Herr dem Pater Gracian für die Ehre, die ich Seiner Majestät erwiesen habe, neue Gnaden schenken werde, damit davon auch mir ein Teil zugute komme und mich dieser Pater in allem zu leiten verstehe. Gepriesen sei, der einen Mann geschaffen hat, der meiner Seele so sehr entspricht, daß ich zu tun wagte, was ich eben gesagt habe!

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Berichte und Gunstbezeigungen der hl. Theresia

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