46.
Eines Tages besprach ich mich mit einer Person, die aus Liebe zu Gott so vieles verlassen hatte, und ich erwog dabei, daß ich aus Liebe zu ihm nichts verlassen und ihm in keiner Weise nach dem Maße meiner Verpflichtungen gedient hatte; auch dachte ich an die vielen Gnaden, womit er meine Seele schon bereichert hatte. Da überkam mich eine große Betrübnis, und der Herr sprach zu mir: »Du kennst ja die Verlobung, die zwischen dir und mir stattgefunden hat; infolgedessen ist alles, was ich habe, dein Eigentum; und so schenke ich dir alle Leiden und Schmerzen, die ich erduldet; du kannst damit wie mit deinem Eigentum vor meinem Vater im Gebete erscheinen.« Ich habe schon früher vernommen, daß wir daran teilnehmen, aber hier erfuhr ich es auf eine ganz andere Weise; ich glaubte im Besitze der kostbarsten Reichtümer zu sein, und ich kann es hier nicht wiedergeben, mit welcher Liebe mir diese Gnade erwiesen wurde. Die Person des Vaters billigte dies, wie mir schien, und von da an betrachtete ich die Leiden Unseres Herrn mit ganz anderen Augen. Ich erkenne in ihnen ein Gut für mich, und das verschafft mir überaus großen Trost.