Siebentes Hauptstück
Wie man Melancholische behandeln muß. Eine wichtige Unterweisung für die Oberinnen.
l. Meine Schwestern des Klosters zum heiligen Joseph in Salamanca, wo ich mich zur Zeit, da ich dies schreibe, eben befinde, haben mich dringend gebeten, etwas davon zu sagen, wie man sich gegen jene zu verhalten habe, die von Melancholie befallen sind. So sehr wir uns auch bemühen, solchen Personen die Aufnahme zu verweigern, so ist diese Gemütsart doch so spitzfindig, daß sie sich, wenn es notwendig ist, tot stellt und wir sie nicht bemerken, bis nicht mehr zu helfen ist. Ich glaube in einem kleinen Büchlein hierüber gesprochen zu haben; aber ich erinnere mich nicht mehr; jedenfalls wird es nicht schaden, wenn ich hier etwas davon sage, wofern mir der Herr die Gnade geben wird, daß ich mich genau ausdrücke. Es kann sein, daß ich schon anderswo davon gesprochen habe; doch ich würde es gerne noch hundertmal wiederholen, wenn ich um diesen Preis einmal irgendwie Nutzen schaffen könnte. Es gibt so viele Schleichwege, die diese Gemütsart ausfindig macht, um ihren Willen durchzusehen, daß man sie genau erforschen muß, um zu wissen, wie man solche Personen ertragen und leiten muß, damit die anderen keinen Schaden nehmen.