10. Brief — An Doña Luise de la Cerda in Andalusien
Ávila, am 23. Juni 1568
Stiftung des Klosters in Malagón und Mahnung, ihre Lebensbeschreibung zu senden.
Jesus sei mit Euerer Gnaden!
Bei der großen Eile des Boten wüßte ich nicht Zeit zu finden, Ihnen auch nur diese wenigen Zeilen zu schreiben, wenn nicht die Liebe zu Ihnen mir eine Zeit herausfinden hälfe. O meine Gebieterin, wie unablässig gedenke ich Ihrer und Ihrer Leiden! Und so empfehle ich Sie immer recht angelegentlich unserem Herrn. Möge es Seiner Majestät gefallen, den dortigen Herrschaften recht bald die Gesundheit zu verleihen, so daß ich mich nicht mehr so ferne von Ihnen sehen muß! Ich würde schon zufrieden sein, wenn ich Sie nur wieder in Toledo wüßte. Ich bin, Gott sei Dank, wohl. Nach dem Feste des heiligen Petrus werde ich von hier nach Valladolid reisen.
Sehen Sie doch, daß Sie mir, nachdem ich Ihnen meine Seele anvertraut habe, das Buch so bald wie möglich zurücksenden; schicken Sie es aber nicht ohne Brief von dem heiligen Manne, damit wir seine Ansicht vernehmen, wie es Euere Gnaden und ich ersehnen. Wie man sagt, wird der Präsentatus, Pater Dominikus [Báñez], diesen Sommer hieher kommen; ich bin darum in Furcht, er möchte mich auf dem Diebstahl ertappen. Schicken Sie mir also um der Liebe des Herrn willen das Buch, sobald jener Heilige davon Einsicht genommen; wenn ich wieder nach Toledo komme, werden Sie Zeit finden, es mit mir zu lesen. Bemühen Sie sich nicht, es dem Pater Salazar zu zeigen, außer es kann ganz gelegentlich geschehen; denn mehr liegt mir daran, daß ich es bald wieder zurückerhalte.
Von den Schwestern Ihres Klosters höre ich, daß sie zufrieden sind und große Fortschritte in der Tugend machen, was ich auch gerne glaube. Hier haben es alle, die den Beichtvater kennen, für ein großes Glück gehalten, daß den Schwestern ein so vortrefflicher Mann geblieben ist. Sie wundern sich alle, und ich mit ihnen; denn ich weiß nicht, wie der Herr dies so gelenkt hat. Nach dem Nutzen zu urteilen, den dieser Mann, wie gesagt wird, stiftet und überall, wo er noch gewesen ist, schon gestiftet hat, halte ich dafür, daß dies zur Förderung der Seelen jenes Ortes geschehen ist. Hier steht das Kloster zu Malagón in großem Ansehen, und die Ordensbrüder sind damit sehr zufrieden. Der Herr wolle mich in Ihrer Gesellschaft wieder dahinführen! Die Schwestern dahier finde ich außerordentlich gefördert; alle lassen Sie grüßen. Meine Empfehlungen an Herrn Don Johann und meine dortige Gebieterin. Ich schließe, da man mir keine Zeit läßt, mehr zu schreiben. Morgen ist das Fest des heiligen Johannes.
Ihm werden wir unsere Patronin und Stifterin angelegentlich empfehlen und ebenso auch unseren Patron.
Euerer Gnaden unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu
Hieher mögen Ihre Briefe und das Buch geschickt werden, wenn Sie nicht ihre Sendungen in Zukunft an die Oberin adressieren wollen.