12. Brief — An Don Franz de Salcedo, Edelmann in Ávila
Geschrieben zu Valladolid, Ende September 1568
Empfehlung des heiligen Johannes vom Kreuz.
Jesus sei mit Ihnen!
Gott sei Dank, daß mir nach sieben oder acht Geschäftsbriefen, die ich nicht aufschieben konnte, noch ein wenig Zeit der Ruhe bleibt, um diese Zeilen zu schreiben, aus denen Sie erfahren sollen, daß mir Ihr Brief großen Trost gewährte. Denken Sie ja nicht, es sei verlorene Zeit, wenn Sie mir schreiben; denn ich bedarf zu Zeiten dieses Trostes gar sehr. Ich will dies aber nur unter der Bedingung, daß Sie mir nicht immer so viel von Ihrem Alter reden; denn dies bringt mir in mein ganzes Denken Verwirrung, als wäre nämlich das Leben junger Leute in einer Versicherung. Gott erhalte Ihnen das Leben, bis ich sterbe! Nachher werde ich sorgen, daß unser Herr auch Sie bald zu sich nehme, damit ich dort nicht ohne Sie bin.
Reden Sie mit diesem Pater, ich bitte Sie darum, und stehen Sie ihm in seinem Unternehmen bei; denn obwohl er von Natur aus klein ist, so weiß ich doch, daß er groß ist in den Augen Gottes. Fürwahr, er wird uns hier abgehen; denn er ist verständig und für unsere Lebensweise geeignet, weshalb ich auch glaube, daß er von unserem Herrn dazu berufen ist. Alle Ordensbrüder ohne Ausnahme reden gut von ihm; denn obwohl er erst wenige Jahre zählt, so hat er doch stets ein Leben großer Buße geführt. Es scheint aber auch, der Herr halte ihn an seiner Hand. Obgleich sich hier bei den Geschäften so manche Gelegenheiten [zur Selbstüberwindung] boten und ich, die ich dazu selbst Anlaß gab, manchmal ärgerlich gegen ihn war, haben wir doch niemals eine Unvollkommenheit an ihm wahrgenommen. Er hat Mut, weil er aber allein ist, bedarf er all der Tröstungen gar sehr, die der Herr ihm verleiht, damit er die Angelegenheit mit solchem Eifer betreibe, wie er ihn an den Tag legt. Er wird Ihnen berichten, wie es uns hier geht.
Der Preis von sechs Dukaten, den Sie daran gäben, mich zu sehen, kam mir nicht gering vor; ich könnte aber noch weit mehr zu geben mich entschließen, wenn ich Sie sehen könnte. Gewiß sind Sie eines höheren Preises für würdig zu erachten, aber wie will ich als armes Nönnchen so eine Schätzung vornehmen? Sie können Met und Kuchen, Rettiche und Salat geben; denn Sie haben einen Garten, und Sie selbst sind, wie ich weiß, der Diener, um uns Äpfel daraus zu holen. Sie sind also schon etwas höher zu schätzen. Der genannte Met soll zwar hier sehr gut sein; weil wir aber keinen Franz de Salcedo hier haben, so wissen wir auch nicht, wie er schmeckt, und werden es auch nicht dahin bringen, daß wir es beurteilen könnten.
Der Antonia sage ich, daß sie Ihnen schreibe, weil ich selbst nicht ausführlicher schreiben kann. Gott sei mit Ihnen! Die Doña Mencía und die Frau Ospedal lasse ich freundlich grüßen.
Der Herr gebe, daß die Besserung des verlobten Edelmannes voranschreite! Seien Sie nicht so ungläubig; denn das Gebet vermag alles, und die Blutsverwandtschaft mit Ihnen kann dem Kranken sehr zugute kommen. Wir dahier wollen auch unser Scherflein dazu beitragen. Möge der Herr, in dessen Macht es steht, ihm die volle Genesung verleihen! Die Krankheit seiner Braut halte ich sicher für weniger heilbar, aber der Herr kann alles heilen. Der Maria Diaz, der Flamländerin, und der Doña Maria de Ávila bitte ich, wenn Sie diese sehen, zu sagen, sie möchten mich und die Angelegenheiten des Klosters Gott empfehlen. Der letzteren hätte ich gerne ausführlich geschrieben; denn ich habe sie gewiß nicht vergessen. Seine Majestät erhalte sie mir noch viele Jahre! Amen. Da die Fürstin de Eboli so sehr drängt, könnte dieses Jahr leicht vorübergehen, ohne daß ich Sie wiedersehe.
Ihre unwürdige, treue Dienerin
Theresia von Jesu, Karmelitin
Noch einmal bitte ich Sie wie um ein Almosen, Sie möchten mit diesem Pater reden und ihm raten, was Sie bezüglich seiner Lebensweise für gut halten. Mich hat der Geist, den ihm der Herr verliehen, uns, die Tugend, die er bei vielen Anlässen bewiesen, recht sehr zu der Hoffnung ermutigt, daß wir einen guten Anfang machen werden. Er hat außerordentlichen Gebetseifer und viel Verstand. Der Herr wolle ihn weiter fördern!