15. Brief — An Didakus Ortiz, Bürger in Toledo
Valladolid, am 9. Januar 1569
Stiftung des Klosters in Toledo.
Der Heilige Geist sei immer in Ihrer Seele und verleihe Ihnen seine heilige Liebe und Furcht! Amen.
Pater Doktor Paulus Fernández hat mir von Ihrer Liebe und Freigebigkeit gegen mich geschrieben, daß Sie nämlich ein Kloster unseres heiligen Ordens errichten wollen. Ich glaube gewiß, unser Herr und seine glorreiche Mutter, meine Patronin und liebe Frau, haben Ihr Herz zu einem so heiligen Werke bewogen; denn ich hoffe, daß in diesem Kloster der göttlichen Majestät recht eifrig gedient und Ihnen selbst ein großer Gewinn an geistlichen Gütern erwachsen werde. Der Herr gebe es, wie ich und alle Schwestern dahier ihn demütig darum bitten und wie der ganze Orden fortan darum flehen wird! Das Anerbieten, das man mir macht, gereichte mir zu überaus großem Troste, und darum habe ich ein Verlangen, Sie kennenzulernen, um mich persönlich als Ihre Dienerin vorzustellen. Wollen Sie mich von jetzt an als solche betrachten.
Unser Herr hat es zugelassen, daß die Fieberanfälle von mir gewichen sind, und so werde ich mich nach allen Kräften beeilen, das Kloster nach meinem Wunsche zu errichten. Ich hoffe mit der Hilfe unseres Herrn, die Sache in kurzer Zeit zu vollenden. Ich verspreche Ihnen, daß ich keine Zeit verlieren und, wenn auch die Fieberanfälle wiederkehren sollten, auf meine schlechte Gesundheit keine Rücksicht nehmen werde, um sogleich zu kommen. Da Sie alles tun, so ist es billig, daß ich wenigstens das vollbringe, was für nichts zu achten ist, nämlich ein wenig Mühe auf mich zu nehmen. Wir haben ja doch um nichts anderes uns zu kümmern, als daß wir dem nachzufolgen trachten, der so ganz unschuldig unaufhörlich in Leiden lebte.
Ich hoffe von diesem Unternehmen nicht bloß einen Gewinn zu erlangen. Es hat mir nämlich mein Pater Paulus Fernández auch über Sie geschrieben, und demzufolge wird es auch für mich ein sehr großer Gewinn sein, Sie kennenzulernen. Die Gebete frommer Leute haben mich bis jetzt am Leben erhalten, und darum bitte ich auch Sie um der Liebe unseres Herrn willen, meiner in Ihren Gebeten nicht zu vergessen. Wenn Seine Majestät es nicht anders ordnet, so gedenke ich längstens zwei Wochen nach Beginn der Fasten in Toledo zu sein. Weil ich nämlich auch die Klöster, die der Herr mich in den letzten Jahren stiften ließ, besuchen will, so werde ich, obwohl wir bald von hier abreisen werden, doch einige Tage in jenen mich aufhalten müssen. Immerhin aber wird dieser Aufenthalt doch so kurz wie möglich sein, weil Sie meine baldige Ankunft wünschen. Da alles so gut in Ordnung und schon fertig ist, so werde ich nichts mehr zu tun haben, als es anzusehen und unseren Herrn dafür zu preisen. Die göttliche Majestät halte Sie immer an ihrer Hand und verleihe Ihnen Leben, Gesundheit und Mehrung der Gnade, um was ich zu ihr flehe! Amen. Heute ist der 9. Januar.
Ihre unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu, Karmelitin