184. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla
Toledo, am 28. Mai 1577
Ankunft des Paters Gracián in Toledo. Bitte um das Gebet für die Anliegen des Ordens.
Jhs
Die Gnade des Heiligen Geistes sei allezeit mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter! Möge Ihnen diese Gnade zu so guten Pfingstfeiertagen verhelfen haben, wie ich sie Ihnen gewünscht! Wir hatten sehr glückliche Pfingstfeiertage in Anbetracht der Ankunft unseres Vaters, der sich an den Hof begibt, wohin ihn der Nuntius berufen hat. Er kam sehr gesund an und hatte vortreffliches Aussehen. Gott sei dafür gepriesen! Euere Ehrwürden sollen wissen, daß man jetzt die Angelegenheiten des Ordens Gott recht angelegentlich empfehlen muß. Tun Sie das mit größtem Eifer und größter Sorgfalt; denn unsere Notlage ist ernst.
Pater Tostado befindet sich bereits am Hofe. Vor vier oder fünf Tagen ist er hier so eilig durchgereist, daß er sich nur drei bis vier Stunden Aufenthalt gönnte. Der Herr gebe, daß in allem das geschehe, was mehr zu seiner Ehre und Verherrlichung dient! Etwas anderes verlangen wir nicht. Empfehlen Sie Gott mein Kopfleiden, das mir noch immer viel zu schaffen macht.
Mit ihrer Leinwand hatten wir Unglück. Man durchlief halb Toledo und trug sie in den Häusern und Klöstern umher, um sie verkaufen zu können. Alle fanden den Preis von vier Realen zu hoch, und sie billiger zu verkaufen, wagten wir nicht auf unser Gewissen zu nehmen. Ich weiß nicht, was wir damit anfangen sollen. Überlegen dies Euere Ehrwürden und teilen Sie uns Ihren Wunsch hierüber mit! Unser Herr sei mit Ihnen!
Heute ist der letzte Pfingstfeiertag.
Unser Vater ist heute nicht hier. Er predigt da, wo seine Schwester sich befindet. Er kann Ihnen darum nicht schreiben, weil der Eilbote bei seiner Rückkehr wieder abgereist sein wird.
Ich möchte gerne wissen, wie es Euerer Ehrwürden und allen Nonnen geht. Schon seit langem sah ich von Ihnen keinen Brief mehr. Gott erhalte Sie mir! Die Mutter Brianda ist immer noch sehr leidend. Sie empfiehlt sich Ihnen und allen Schwestern sowie meinem Pater Gregor; übersenden Sie ihm sogleich diesen Brief! Jetzt ist der Augenblick, wo alle sich zum Gebete vereinigen sollen. Verdoppeln Sie alle Ihren Eifer; denn mit dem Beistande des Herrn werden wir entweder eine günstige Entscheidung vernehmen, oder es erfolgt das Gegenteil. Noch nie war das Gebet so notwendig wie jetzt. Gott erhalte Sie mir!
Euerer Ehrwürden
Theresia von Jesu
Anschrift: An die Mutter Priorin in Sevilla.