188. Brief — An die Mutter Maria vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla
Toledo, am 11. Juli 1577
Verschiedene Angelegenheiten des Klosters in Sevilla.
Jesus sei mit Ihnen, meine Tochter!
Seitdem Sie mir von einer kleinen Besserung Ihrer Gesundheit berichten können, scheint mir alles übrige leicht erträglich zu sein. Der Herr gebe, daß es mit der Besserung vorwärtsgehe, und er vergelte dem Arzte die Sorgfalt, womit er sich Ihrer angenommen hat! Ich bin ihm dafür wirklich zu großem Danke verpflichtet. Es ist eine große Gnade, daß die Subpriorin noch am Leben ist. Der sie erschaffen, kann ihr auch, nachdem er sie aus dem Nichts ins Dasein gerufen, die Gesundheit wieder verleihen. Der Herr sucht sie sehr durch Leiden heim, und so prüft er Sie alle, damit Sie fähig werden, nach Guinea und selbst noch weiter zu gehen. Indessen wäre es mein Wunsch, daß diese Leiden einmal zu Ende gingen; denn ich habe deshalb großes Mitleid mit Ihnen.
Da ich die Mutter Brianda ersucht habe, Ihnen alles mitzuteilen, was hier vorgefallen ist, so werde ich Ihnen nur das Allernotwendigste schreiben. Die Kupferstiche und den Brief, den Sie, wie Sie schrieben, für Doña Luise schickten, habe ich nicht erhalten. Auch teilen Sie mir nicht mit, ob Sie die Leinwand und die Kruzifixe empfangen haben. Berichten Sie mir darüber im nächsten Briefe! Empfehlen Sie die Mutter Brianda Gott! Ich freue mich sehr über deren Besserung.
Die fragliche Kandidatin nehmen Sie in Gottes Namen auf; ihre Aussteuer, von der Sie berichten, ist nicht unbedeutend. Bezüglich jener Witwe wünschte ich, daß sie jetzt schon eintreten möchte. Ich habe Ihnen schon neulich geschrieben, Sie sollten meinetwegen die kleine Schwarze und ihre Schwester aufnehmen; sie werden dem Kloster nicht zum Schaden sein. Sie teilen mir aber nicht mit, ob Sie diesen Brief erhalten haben. Die Krankheit des García Alvarez bedaure ich sehr; vergessen Sie nicht, mir zu schreiben, wie er sich befindet und ob es mit Ihrer Besserung vorwärtsgeht. Die Kokusnüsse habe ich erhalten; es sind dies merkwürdige Früchte. Ich werde sie der Doña Luise senden. Jene, die Sie für mich bestimmt haben, ist sehr zierlich. Unser Vater wird sie morgen zerteilen.
Über die Angelegenheit in Paterna, meint unser Vater, läßt sich nichts sagen, bis er selbst hinkommt. Wir haben uns heute lange darüber beraten, und er behauptet mit Recht, daß eine allgemeine Verwirrung entstehen würde, wenn man annehme, daß er nicht mehr Visitator sei.
Gott vergelte Euerer Ehrwürden die reichlichen Geschenke, die Sie mir übersandten! Sie müssen [allem Anschein nach] sich träumen, eine Königin zu sein, da Sie auch noch das Porto bezahlen. Sehen Sie doch um der Liebe willen auf Ihre Gesundheit und gönnen Sie sich eine gute Pflege! Dadurch bereiten Sie auch mir Wohlgefallen. Die Schwestern und ich hatten eine große Freude, als wir die Kokosnüsse sahen. Gepriesen sei, der sie erschaffen hat! Sie sind wirklich sehenswert. Es gefiel mir, daß Sie bei all Ihren Leiden noch um solche Dinge sich kümmern. Der Herr weiß gar wohl, wem er Prüfungen senden soll.
Soeben habe ich mit unserem Vater über die vom Erzbischof empfohlene Kandidatin gesprochen. Es ist mir sehr unlieb, daß man diesem Herrn mit einer solchen Angelegenheit lästig fällt, da ihm doch so wenig daran gelegen sein muß. Nach der Meinung unseres Vaters ist sie eine melancholische Beatin, und wir wissen aus Erfahrung, was wir an derartigen Personen haben; es wäre noch schlimmer, sie nachher wieder entlassen zu müssen. Suchen Sie mit dieser Person einige Male zu sprechen und geben Sie acht, wie sie sich benimmt! Finden Sie, daß sie für unsere Lebensweise keinen Beruf zeigt, so dürfte es nach meiner Ansicht gut sein, wenn Pater Nikolaus mit dem Erzbischof redet und ihm erzählt, in welch mißliche Lage wir mit derlei frommen Personen schon gekommen sind, oder besser wäre es noch, wenn Sie diese Angelegenheit in die Länge ziehen könnten.
Schon vor geraumer Zeit habe ich beiliegenden Brief an Pater Gregor geschrieben und ihn unserem Vater zur Weiterbeförderung geschickt, allein, er hat ihn mir jetzt wieder zurückgesendet. Er hat jetzt keine Bedeutung mehr, aber lesen sollen Sie ihn doch, damit Sie beide nie mehr der so unsinnigen Versuchung Gehör schenken, Ihr Kloster anderswohin zu verlegen.
Die große Mühe, die Sie mit jener Schwester haben, bedauere ich sehr, und ich habe auch mit der armen Dulderin selbst Mitleid. Möge Gott hier Hilfe schaffen! An alle Nonnen und an alle [unsere Freunde] meine Empfehlungen! Es wäre ein großer Trost für mich, Sie besuchen zu können; denn ich finde nur wenige, die mir so zusagen wie Sie, und ich liebe Sie sehr. Dem Herrn ist alles möglich.
Entrichten Sie dem Pater García Alvarez, der Beatrix und ihrer Mutter sowie allen Nonnen meine Empfehlungen! Es ist wohl notwendig, daß sie recht vollkommen seien, da sich der Herr ihrer für die ersten Zeiten dieser Stiftung bedient. Da er Sie jetzt Ihrer Stütze beraubt hat, so weiß ich nicht, wie Sie in allem zurechtkommen können. Indessen wären Sie noch übler daran, wenn Sie beschuhte Karmeliten zu ihrer Leitung hätten, wie es anderwärts geschehen ist. Denn die Nonnen Ihres Klosters gehen doch den Weg, den Sie ihnen anweisen.
Das schlimmste ist, daß Sie trotz Ihrer so schwachen Gesundheit diese Sorge auf sich nehmen müssen. Ich kenne dieses Elend aus eigener Erfahrung. Ist man gesund, so ist alles erträglich. Gott verleihe Ihnen, meine Tochter, eine solche Gesundheit, wie ich sie Ihnen wünsche und ihn darum bitte! Amen.
Heute ist der 11. Juli.
Euerer Ehrwürden
Theresia von Jesu
Als unser Vater hier war, öffnete er selbst das Paket und gab mir die Briefe, die für mich bestimmt waren, die Kupferstiche aber behielt er; ohne Zweifel hat er das vergessen. Denn wie ich heute zufällig erfuhr, gerieten er und Pater Anton darüber in Streit. Ich habe zwei davon gesehen; sie sind sehr schön.
Anschrift: An die Mutter Priorin Maria vom heiligen Joseph.