211. Brief — An die Mutter vom heiligen Joseph, Priorin in Sevilla
Ávila, am 19. Dezember 1577
Gefangennahme des heiligen Johannes vom Kreuz und des Paters Germanus. Verschiedene Empfehlungen.
Jesus sei mit Euerer Ehrwürden, meine Tochter!
Ihren Brief habe ich erhalten und mit ihm die Kartoffeln, das Fäßchen und die sieben Zitronen. Alles ist gut angekommen, aber die Fracht ist so teuer, daß ich Sie bitte, mir so etwas nicht mehr zu schicken; es wäre dies ein Verstoß gegen mein Gewissen.
Schon vor etwas mehr als acht Tagen habe ich einen Brief an Sie über Madrid gesendet, und darum werde ich mich heute kurz fassen; denn bezüglich der Angelegenheiten, von denen ich Ihnen damals berichtete, gibt es nichts Neues. Sie berühren uns freilich sehr schmerzlich, da schon sechzehn Tage verflossen sind, seitdem man unsere beiden Mitbrüder gefangengesetzt hat, und bis jetzt wissen wir noch nicht, ob man sie wieder losgelassen hat oder nicht. Übrigens vertrauen wir auf Gott, daß er Abhilfe schaffen werde. Da jetzt Weihnachten vor der Türe steht und die Gerichtsverhandlungen unterbleiben bis nach dem Dreikönigsfeste, so werden diese Diener Gottes, wenn ihre Angelegenheit nicht schon erledigt ist, noch lange Zeit zu leiden haben.
Auch die Lage der Nonnen des Klosters der Menschwerdung schmerzt mich tief; sie sind mit so vielen Prüfungen arg heimgesucht. Am schmerzlichsten ist es für sie, daß man ihnen jene heiligen Beichtväter genommen hat und beide mit solcher Strenge behandelt. Ich bitte Sie um der Liebe willen, empfehlen Sie alle diese Verfolgten Gott! Denn was sie leiden, ist wirklich zum Erbarmen.
Daß Euere Ehrwürden und alle Schwestern sich wohl befinden, freut mich, ebenso auch, daß das gute Werk, das Bernarda an uns getan, offenbar wurde. Gebe Gott, daß die Witwe verwirklicht, was Sie mir berichten, und das Geld von Ihnen nicht mehr zurückverlangt! An den Pater Prior de las Cuevas schrieb ich zu gleicher Zeit wie Ihnen einen Brief. Ich sandte ihn, wie gesagt, über Madrid. Da ich nicht weiß, ob der gegenwärtige Bote zuverlässig ist, so will ich weiter nichts sagen.
An Pater García Alvarez und an Pater Gregor meine Empfehlungen! Den Brief des letzteren, der mich freute, beantworte ich aus dem schon erwähnten Grunde nicht. Ich werde mich bemühen zu erfahren, ob hier sich nicht jemand findet, der den dortigen Rektor kennt, und werde Sorge tragen, daß man ihm schreibt. Meiner Gabriela empfehle ich mich vielmals; ihr Brief hat mir Freude bereitet. Auch an alle übrigen Schwestern meine Empfehlungen! Grüßen Sie mir ebenso Doña Eleonora in der Weise, wie Sie es für gut finden. Sagen Sie ihr, daß es für mich kein geringer Trost sei, zu vernehmen, welch große Liebe sie Ihrem Kloster entgegenbringt.
Damit Sie auch wissen, was vorgeht, so teile ich Ihnen mit, daß man für Ihre Sendung zwölf Realen als Fracht erhoben hat. Auch ist sie, ich weiß nicht warum, sehr schlecht verpackt angekommen. Gott sei mit Euerer Ehrwürden und verleihe allen Schwestern so glückliche Weihnachtsfeiertage, wie ich es wünsche!
Heute ist der 19. Dezember.
Theresia und alle Schwestern empfehlen sich recht inständig Ihrem Gebete. Mein Kopfleiden ist jetzt sehr arg, und ich verstehe nicht, wie man annehmen kann, daß dies unwahr sei. Dazu kommen noch so viele Arbeiten, daß ich zuzeiten ganz ermüdet bin. Ich weiß nicht, wann dieser Brief bei Ihnen ankommen wird und ob der Bote zuverlässig ist. Mein Bruder befindet sich wohl. Vergessen Sie nicht, alle Schwestern und auch jene von Paterna recht freundlich in meinem Namen zu grüßen! Über die Gesänge der letzteren mußte ich lachen. Soweit wir es beurteilen können, werden ihre Hoffnungen bald vereitelt sein; sie werden dies klar einsehen. Sagen Sie ihnen in meinem Namen, was Sie für gut halten; ich gebe Ihnen dazu die Erlaubnis.
Euerer Ehrwürden unwürdige Dienerin
Theresia von Jesu
Beachten Sie, daß ich Ihnen allen Ernstes befehle, in allem, was Ihre Pflege betrifft, der Schwester Gabriela zu gehorchen. Dieser aber gebe ich den Auftrag, sorgfältig über Euere Ehrwürden zu wachen; denn Sie wissen, wieviel uns an Ihrer Gesundheit gelegen ist.